Andreas Schmidt-Schaller wurde am 30. Oktober 1945 im thüringischen Arnstadt als uneheliches Kind geboren, wuchs nach dem frühen Tod des Vaters, der ihm weitgehend unbekannt blieb, zunächst in Weimar bei Großmutter Luise und später in Gera auf, wo er 1964 sein Abitur machte. Erste Kontakte zum Theater bekam er als Bühnenarbeiter am Theater Gera, entschied sich dann für die Schauspielerei und begann 1965 ein vierjähriges Studium an der "Theaterhochschule Leipzig"1). Ein erstes Engagement am "Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt" (heute "Theater Chemnitz"1)) schloss sich an, wo unter anderem Peter Sodann zu seinen Regisseuren zählte. Als Sodann 1975 als Schauspieldirektor an die "Städtischen Bühnen Magdeburg"1) wechselte, ging Schmidt-Schaller mit ihm. Bis 1980 arbeiteten beide Künstler in Magdeburg, Sodann verließ die Stadt an der Elbe und übernahm neue Aufgaben in Halle (Saale), Schmidt-Schaller zog es als freien Schauspieler nach Berlin.
 
Bereits während seiner Zeit am Theater, zu der auch Regie-Arbeiten zählten, hatte man den jungen Schauspieler im Fernsehen erleben können, ein erster Auftritt vor der TV-Kamera fand 1972 in der Episode "Schnelle Hirsche"2) aus der Krimiserie "Täter unbekannt"3) statt. Doch so richtig populär wurde der Schauspieler mit dem Dauerbrenner "Polizeiruf 110"1), der bis heute zu den Quotenrennern im Fernsehen zählt. Anfangs noch in Episodenrolle besetzt, wie als tatverdächtiger Mannschaftskapitän Klaus Grabowski in "Alarm am See"1) (1973) oder als Ermittler Leutnant Andreas Schöpke in "Freunde"1) (1984), übernahm er dann mit dem am 4. April 1986 gesendeten Fall "Ein großes Talent"1) die wiederkehrende Rolle des Leutnants Thomas Grawe. Als junger, sympathischer Mann konnte er sich neben den gestandenen "Polizeiruf"-Ermittlern Hauptmann Fuchs (Peter Borgelt) und Oberleutnant Hübner (Jürgen Frohriep) profilieren und avancierte rasch zum Publikumsliebling. Er verstärkte in den kommenden Jahren auch das Ermittler-Team um Oberleutnant Lutz Zimmermann (Lutz Riemann), Hauptmann Wolfgang Reichenbach (Friedhelm Eberle1)) und Hauptmann Günter Beck (Günter Naumann). In der Folge "Der Kreuzworträtselfall"1) (1988) beförderte man Grawe, dem im Gegensatz zu seinen Vorgesetzten ein Privatleben zugestanden wurde, zum Oberleutnant, in "Der Tod des Pelikan"1) (1990) trug er auch schon mal die alleinige Verantwortung für die Lösung eines Falls. Seit der so genannten "Wende" bzw. der am 2. September 1990 ausgestrahlten Geschichte "Ball der einsamen Herzen"1) erhielt Grawe den Dienstgrad "Oberkommissar". Insgesamt erlebte man Schmidt-Schaller zwischen 1986 und 1995 in 32 Folgen als langhaarig-lässigen Ermittler-Typen in Jeans und Lederjacke, der sich den Beinamen "Schimanski des Ostens" einhandelte bzw. als ostdeutsches Pendant des unkonventionellen Duisburger "Tatort"-Kommissars Horst Schimanski1) (Götz George) gesehen wurde. Im Film "Unter Brüdern"1), der 1990 anlässlich der deutschen Wiedervereinigung vom "Deutschen Fernsehfunk"1) (DFF) und dem "Westdeutschen Rundfunk"1) (WDR) produzierten gemeinsamen Folge des "Polizeiruf 110" mit dem westdeutschen "Tatort"1), trafen Grawe und Schimanski aufeinander und lösten zusammen mit KHK Fuchs (Peter Borgelt) und KHK Christian Thanner (Eberhard Feik) einen mysteriösen Fall. In "Thanners neuer Job"1) (1991), dem letzten "Polizeiruf" des DFF, wurde Thanner als "Westimport" vertretungsweise Vorgesetzter der Kollegen Fuchs und Grawe in Berlin, mit "Grawes letzter Fall"1) quittierte Kriminaloberkommissar Thomas Grawe am 29. Oktober 1995 den Dienst. Das Duo Schmücke/Schneider1) alias Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler soll zum Zeitpunkt der Ausstrahlung als Nachfolger Grawes beim MDR-"Polizeiruf" bereits festgestanden haben. 2004 taucht Grawe mit einem Gastauftritt als Privatdetektiv in der Folge "Ein Bild von einem Mörder"1) noch einmal auf, zuvor hatte Schmidt-Schaller in der Jubiläumsfolge zum 30. Geburtstag der Reihe mit dem Titel "Kurschatten"1) (2001) bei Schmücke/Schneider den verdächtigen Bauunternehmer Achim Zoch bzw. den "Kurschatten" der attraktiven Lehrerin Dorle Mikisch (Anne Kasprik) gemimt. In "Memory"1) (2002), mit dem die deutsch-deutsche Vergangenheitsbewältigung thematisiert wurde, präsentierte er sich als Ex-Stasi-Major Rolf Heidenreich, der in das Visier von Kriminalhauptkommissar Jens Hinrichs (Uwe Steimle1)) gerät.
 
Dass Schmidt Schaller nicht nur als smarter Ermittler zu überzeugen wusste, bewies er in etlichen anderen Produktionen des DFF, beispielsweise als NVA-Oberstleutnant Rolf Leska in "Offiziere"2) (1986) oder als deutscher Baumeister und Architekt Carl Gotthard Langhans1) in "Künstler, König und Modell"2) (1987), einem Biopic über den jungen preußischen Grafiker und bedeutendsten Bildhauer des deutschen Klassizismus Johann Gottfried Schadow1). Als Flugingenieur Harald Förster komplettierte er die "Flugstaffel Meinecke"1) (1990) in der gleichnamigen Serie, war der Flussmeister Hans Lutki in den Geschichten um die "Spreewaldfamilie"1) (1990). Im gesamtdeutschen Fernsehen übernahm Schmidt-Schaller Rollen in verschiedenen Serien und Einzelproduktionen, kam unter anderem als gewiefter Textil-Unternehmer Otwin Ehrlich, rivalisierender Halbbruder von Bürgermeister Heinrich "Hinner" Oppen (Uwe Friedrichsen), in der Comedy-Serie "Oppen und Ehrlich"3) (1992) daher. Als Alfred Starke, Sohn des von Dietmar Schönherr dargestellten Elbschiffers Heinrich Starke, trat er in der Serie "Leinen los für MS Königstein"3) (1997) in Erscheinung, den angesehenen Schiffbaumeister Achim Kettner, der durch Arbeitslosigkeit in die Abwärtsspirale gerät, spielte er als Partner von Katrin Sass1) in dem ZDF-Drama "Ein Mann stürzt ab" (1998), zeigte sich als BKA-Beamter Führmann in der RTL-Action-Serie "Der Clown"1) (1998–2001) an der Seite von Protagonist Sven Martinek1); mit diesem Part war er zudem in der Kino-Version "Der Clown – Payday" (2005) zu sehen. In Hans-Christoph Blumenbergs zweiteiligem Doku-Drama "Deutschlandspiel"1) (2000) über die Chronik des Mauerfalls gehörte er als der berühmte Dirigent Kurt Masur1) zur prominenten Besetzung, seit Ende Januar 2001 war Schmidt-Schaller nun erneut regelmäßig als Ermittler in Sachen Verbrechensbekämpfung unterwegs. In der populären ZDF-Krimi-Serie "SOKO Leipzig"1), erste und bisher erfolgreichster Ableger der deutschen Serie "SOKO 5113" (seit 2015 "SOKO München"1)), hielt er als erfahrener SOKO-Chef bzw. als gestandener Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim "Hajo" Trautzschke die Fäden in der Hand und war der ruhende Pol des anfänglich vierköpfigen Teams. Mit dem Beginn der 17. Staffel bzw. der Episode "Der letzte Fall"3) wurde am 13. Oktober 2017 der Ausstieg von KHK Trautzschke eingeläutet, der nun altersbedingt in den wohlverdienten Ruhestand ging und Kriminaloberkommissarin Ina Zimmermann (Melanie Marschke1)) als seiner Nachfolgerin den Chef-Posten übergab. Doch so ganz verschwindet das "Urgestein" Trautzschke bzw. Deutschlands langgedienter TV-Kommissar mit seinem Ruhestand nicht aus der Serie, mit einzelnen Gastauftritten ist er auch weiterhin zu erleben wie beispielsweise jüngst in der Episode "Familienteufel"3) (EA: 18.10.2019).
 

Andreas Schmidt-Schaller (links) 2008 mit Darstellern aus "SOKO Leipzig": hinten von links Marco Girnth, Melanie Marschke und Tyron Ricketts, vorne Jürgen Tarrach; Urheber: Matthias Süßen (Wikimedia-User Pixelfehler); Lizenz: CC BY-SA 3.0; Quelle: Wikimedia Commons

2008 Dreharbeiten zu der "SOKO Leipzig"-Folge "Das Netz"3) (EA: 15.05.2009)
hinten von links nach rechts das Ermittler-Team:
Andreas Schmidt-Schaller (KHK Hajo Trautzschke),
KOK Jan Maybach (Marco Girnth1)),
KOK Ina Zimmermann (Melanie Marschke) und
KK Patrick Diego Grimm (Tyron Ricketts1)), der im Oktober 2009 das Team verließ
und zunächst 2009 bis 2011 durch KK-Anwärter Vincent Becker (Pablo Sprungala1))
ersetzt wurde; seit 2012 tritt Steffen Schroeder1) als KK Tom Kowalsk auf.
vorne: Jürgen Tarrach1) in der Rolle des perfiden Unternehmers Mario Salevsky
Urheber: Matthias Süßen (Wikimedia-User Pixelfehler); Lizenz: CC BY-SA 3.0
Quelle: Wikimedia Commons

Mitte Mai 2017 begannen die Dreharbeiten zu dem "Katie Fforde"-Sonntagsfilm1) "Meine verrückte Familie"4), die am 17. Dezember 2017 im Rahmen der ZDF-Reihe "Herzkino" ausgestrahlt wurde. Michaela May1) zeigt sich als Barbara, Mutter der Anwältin Stella (Wanda Perdelwitz1)), Andreas Schmidt-Schaller als deren Ehemann Stanley, der seine Frau nach 40 gemeinsamen Ehejahren für eine jüngere Fitnesstrainerin verlassen hat → presseportal.zdf.de. Nach der Gastrolle des Patienten Heinz Rudolph in der Episode "Verpasste Gelegenheiten"3) (EA: 04.12.2018) aus dem Dauerbrenner "In aller Freundschaft"1) tauchte er in dem ersten "Erzgebirgskrimi"1) mit dem Titel "Der Tote im Stollen"1) (EA: 09.11.2019) und den Ermittlern, dem Dresdner Hauptkommissar Ralf Adam (Stephan Luca1)) und dessen Assistentin Karina Szabo (Lara Mandoki1)) auf. Schmidt-Schaller zeigte sich als ehemaliger Forstbeamter Georg "Schorsch" Bergelt, Vater der Försterin Saskia (Teresa Weißßach1)), die den ermordeten Professor Dr. Max Hellmann in einem stillgelegten Bergwerksstollen entdeckt hatte. Auch in der zweiten Folge "Tödlicher Akkord"1) (EA: 07.03.2020) war er wieder mit dabei, der leitende Ermittler hatte mit Hauptkommissar Robert Winkler (Kai Scheve1)) allerdings gewechselt, der im Umfeld eines Musikkorps in der Bergstadt Schneeberg1) gemeinsam mit Assistentin Karina Szabo einen Mord zu klären hatte. In der dritten Story "Der Tote im Burggraben"1) (EA: 17.04.2021) hatte er nur einen winzigen Auftritt, in der vierten Folge "Der letzte Bissen"1) (EA: 16.10.2021) war seine Rolle dann wieder etwa größer angelegt. Ebenfalls nur kurz trat er in den Folgen "Verhängnisvolle Recherche"1) (EA: 19.02.2022), "Tödliche Abrechnung"1) (EA: 13.08.2022), "Ein Mord zu Weihnachten"4) (EA: 21.12.2022), "Familienband"3) (EA: 11.11.2023) und "Die Tränen der Mütter"1) (EA: 27.01.2024) in Erscheinung.
Der Kinofilm spielte in Schmidt-Schallers Karriere eine untergeordnete Rolle, zu nennen ist der DEFA-Kinderfilm "Der Junge mit dem großen schwarzen Hund"1) (1986) oder wie erwähnt die Kino-Version der RTL-Serie "Der Clown – Payday" (2005). In der Krimikomödie bzw. dem "Low Budget"-Streifen "Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo"1) (2007) persiflierte er sich selbst und ist als kurz vor der Pensionierung stehender, arbeitsmüder Kriminalist Heiner zu sehen – Tochter Petra Schmidt-Schaller agiert als die junge und ehrgeizige Berliner Kriminalbeamtin Ulla. Am 30. Mai 2021 strahlte die ARD anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Krimireihe "Polizeiruf 110"1) die Jubiläumsfolge "An der Saale hellem Strande"1) mit dem neuen Ermittlerduo aus Halle Kriminalhauptkommissar Henry Koitzsch (Peter Kurth1)) und Kommissar Michael Lehmann (Peter Schneider1)) aus. Schnidt Schaller hatte hier in diesem Dauerbrenner als der pensionierte, frühere Ermittler Thomas Grawe, nun Schwiegervater von Michael Lehmann, einen kleinen Gastauftritt  → Übersicht Filmografie.
 
Zwischen all der intensiven Arbeiten vor der Kamera blieb Schmidt-Schaller wenig Zeit für das Theater. In jüngerer Zeit trat er wiederholt bei "Klassik am Meer" in der evangelischen Kirche im Ostseebad Koserow auf Usedom auf. So glänzte er zwischen 2000 und 2004 mit der Titelrolle in den "Jedermann"-Aufführungen1), 2012 spielte er in "Warten auf Godot"1) von Samuel Beckett in einer Inszenierung seiner Lebensgefährtin Swentja Krumscheidt. Diese hatte im Sommer 2010 für das "Centraltheater Leipzig"1) das Stück "Die Wahlverwandtschaften" nach dem gleichnamigen Roman1) von Johann Wolfgang von Goethe vor der Kulisse des Gohliser Schlösschens1) auf die Bühne gebracht – Andreas Schmidt Schaller gab den reichen Baron Eduard, Barbara Trommer dessen Gattin → www.nachtkritik.de.
 
Der vierfache Vater, zwischen 1993 und 1995 Leiter des traditionsreichen Puppentheaters in Gera und bis 2000 künstlerischer Berater der Bühne, war mit seiner Kollegin, der Schauspielerin, Regisseurin und bis 2006 Professorin für Schauspiel an der "Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf"1) Christine Krüger1) verheiratet. Aus der Verbindung stammt die 1980 geborene Tochter Petra Schmidt-Schaller1), die sich inzwischen zu einer erfolgreichen, vielgefragten Schauspielerin gemausert hat. Zwei weitere Kinder ergriffen ebenfalls den Schauspielerberuf: Der zweitälteste Sohn Tom Radisch1) erblickte 1982 im sächsischen Großröhrsdorf das Licht der Welt, Matti Schmidt-Schaller1) aus Schmidt-Schallers Beziehung zu der Regisseurin und Dozentin Swentja Krumscheidt, die seit mehr als zwanzig Jahren an seiner Seite ist, wurde 1996 in Gera geboren.

In dem 2006 in Buchform erschienenen Interview "Über Gott und die Welt – Andreas Schmidt-Schaller im Gespräch mit Horst Wörner" erzählt der Serien-Star erstmals aus seinem beruflichen und privaten Leben, insbesondere auch über seine Erfahrungen zu Zeiten der DDR. Zu seiner Tätigkeit als "Inoffizieller Mitarbeiter"1) der Stasi (IM "Jochen") an der "Leipziger Theaterhochschule" und am "Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt" in den 1960er Jahren bekannte er sich im Februar 2013, als er von der Presse mit Aktenfunden in der "Jahn-Behörde"1) konfrontiert wurde. Anfang der 1970er Jahre beendete er die Zusammenarbeit, als von ihm verlangt wurde, persönliche Dinge über seine Schauspielkollegen zu berichten. Anlässlich des 70. Geburtstages publizierte Schmidt-Schaller Anfang Oktober 2015 die lesenswerte Autobiographie "Klare Ansage. Bekundungen und Bekenntnisse", in der er seine Stasi-Vergangenheit in dem Kapitel "In Sachen IM" ebenfalls thematisiert.
Der in Berlin lebende Schauspieler engagiert sich seit Jahren als ehrenamtlicher Botschafter der "Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland Nordhausen e.V."1). Das erstes Kinder- und Jugendhospiz in Mitteldeutschland wurde am 1. November  2011 im thüringischen Tambach-Dietharz1) eröffnet. → www.kinderhospiz-mitteldeutschland.de

Quellen: "Lexikon der DDR-Stars"*), Wikipedia sowie
ehemalige Seite defa-sternstunden.de → Memento bei web.archive.org
Andreas Schmidt-Schaller bei der Schauspielagentur "Die Agenten"
*) "Lexikon der DDR-Stars" von F.-B. Habel und Volker Wachter (Ausgabe 1999, S. 294)
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehenderddr.de, 3) fernsehserien.de, 4) tittelbach.tv

Stand: Januar 2024

    
Filme
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(Fremde Links: Wikipedia, filmportal.de, fernsehserien.de,
fernsehenderddr.de, prisma.de, tittelbach.tv)
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