Martine Carol im September 1955 bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 907-3551); Urheber/Fotograf: Bilsen, Joop van / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz:  CC BY-SA 3.0 NL Martine Carol wurde am 16. Mai 1920*) als Marie-Louise-Jeanne Mourer und Tochter des Spediteurs Marcel Mourer in Saint-Mandé1) (Île-de-France) geboren. Nach dem Besuch einer Schule der Dominikanerinnen von Neuilly sowie der "École des Beaux-Arts"1) in Paris arbeitete sie zunächst als Fotomodell. Dann entschied sie sich, ermutigt durch den französischen Filmstar André Luguet2) (1892 – 1979) für die Schauspielerei. Sie schloss sich der Theatergruppe um Gaston Baty1) (1885 – 1955) an, wo sie Schauspielunterricht bei Robert Manuel2) (1916 – 1995) und später bei René Clair1) (1898 – 1981) und Jean Wall2) (1899 – 1959) erhielt. In dieser Zeit nahm sie den Künstlernamen "Maryse Arley" an und war ab Beginn der 1940er Jahren am Pariser "Théâtre de la Renaissance"1) und "Théâtre Montparnasse" in Stücken wie "La Route du tabac" nach Erskine Caldwell1) (neben Marcel Mouloudji1) (1922 – 1994)), "Phaidra"1), Alfred de Mussets1) "Les Caprices de Marianne" oder William Shakespeares1) "Der Widerspenstigen Zähmung"1) zu sehen. Auch besuchte sie den Schauspielkurs1) von René Simon (1898 – 1995).3)
1941 erschien die damals 18-Jährige in dem Thriller "Le dernier des six"4) ("Sie waren Sechs") noch ungenannt
zum ersten Mal auf der Leinwand und es dauerte annähernd zehn Jahre, bis sie sich von Nebenrollen zu Starpartien heraufgespielt hatte. Während dieser Zeit war sie oft von Selbstzweifeln an ihren schauspielerischen Fähigkeiten geplagt und in diverse Skandale verwickelt.

Martine Carol im September 1955 bei ihrer Ankunft
auf dem Flughafen Amsterdam-Schiphol1)
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 907-3551)
Urheber/Fotograf: Bilsen, Joop van / Anefo)   → Auschnitt des Originalfotos
Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz:  CC BY-SA 3.0 NL

Im Jahr 1947 litt Carol durch eine unglücklich endende Liebesbeziehung mit dem verheirateten Schauspielkollegen Georges Marchal1) (1920 – 1997) an Depressionen und beging einen Selbstmordversuch. Sie stürzte sich unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss an der Pariser Pont de l'Alma1) in die Seine, konnte jedoch gerettet werden. Diese Begebenheit griff die Boulevardpresse auf und machte die zuvor erfolglose Aktrice schlagartig einem breiten französischen Publikum bekannt. Kurze Zeit später lernte Carol den US-amerikanischen Schauspieler und Restaurator Joseph Stephen Crane2) (1916 – 1985) kennen, den Ex-Ehemann der erfolgreichen Hollywood-Schauspielerin Lana Turner, und unterzog sich einer Schönheitsoperation, bei der ihre Nase gerichtet wurde.3)
Bereits wenig später wurde sie als Frankreichs Top-Star Nummer 1 gehandelt. Sie spielte in Filmen, die ihre Schönheit ausstellten und in ihrer Freizügigkeit bis an die Grenze des damals Erlaubten gingen, wie beispielsweise 1952 in der Komödie "Adorables crèatures"5) ("Liebenswerte Frauen?").
Ein Jahr vorher hatte sie für einige Aufregung gesorgt, als sie in der Rolle der Caroline de Bièvre in dem von Richard Pottier1) nach einem Drehbuch von Jean Anouilh1) in Szene gesetzten Revolutionsspektakel "Caroline chérie"1) mit dem deutschen Titel "Am Anfang war nur Liebe" verführerisch in der Wanne planschte und die Zuschauer um die Tugend der Heldin bangen mussten. Festgelegt auf die Rolle der schönen blonden Verführerin, verkörperte die attraktive Französin unter der Regie Christian-Jaques1), den sie 1954 nach ihrer Scheidung von Steve Crane heiratete, die Titelrolle der Lucrezia Borgia1) in "Lucrèce Borgia"1) (1953, "Lukrezia Borgia"), die Jeanne Bécu1), später Madame Dubarry und Mätresse von König Ludwig XV.1) (André Luguet), in"Madame du Barry"1) (1954, "Madame du Barry") und die Kurtisane bzw. den Varietéstar Nana in "Nana"5) (1955) nach dem gleichnamigen Roman1) von Émile Zola1). Ebenfalls 1955 glänzte sie mit der weiblichen Hauptrolle in dem von Max Ophüls1) inszenierten, opulent ausgestattetem Meisterwerk "Lola Montès"1): Ophüls stellte die berühmte Lola Montez1), Geliebte von Franz Liszt1) (Will Quadflieg) und Ludwig I. von Bayern1) (Adolf Wohlbrück), in seiner letzten Regiearbeit als verbrauchte Tänzerin vor ein US-amerikanisches Zirkuspublikum. Dort wird sie von dem zynischen und spottenden, peitscheschwingenden Stallmeister (Peter Ustinov) dazu angetrieben Szenen aus ihrem bewegten Leben darzustellen, während sie sich gleichzeitig an ihre zurückliegenden Liebesaffären erinnert. "Lola Montèz" galt zur Zeit seiner Veröffentlichung als großer künstlerischer Erfolg, konnte aber die horrenden Produktionskosten nicht einspielen.3) 
  
Den Triumph, den Martine Carol mit "Lola Montès" verbucht hatte, konnte sie mit den nachfolgenden Produktionen nicht mehr wiederholen. Es folgten Rollen wie die der Kaiserin Joséphine de Beauharnais1), Gattin von Kaiser Napoléon Bonaparte1) (Pierre Mondy1)), in dem Historienspektakel "Austerlitz"1) (1960, Austerlitz – Glanz einer Kaiserkrone") oder die der Komtesse Vitelleschi in der von Roberto Rossellini1) gedrehten Literaturadaption "Vanina Vanini"1) (1962, "Der furchtlose Rebell") nach der Novelle "Vanina Vanini" von Stendhal1). Auch die Mitwirkung an internationale Produktionen wie "Around the World in Eighty Days"1) (1956, "In 80 Tagen um die Welt"), "La prima notte"6) (1958, "Die erste Nacht") oder "Ten Seconds to Hell"1) (1959, "Vor uns die Hölle") brachten nicht den erhofften Erfolg. Die in den darauffolgenden Jahren gedrehten Streifen waren eher von mittelmäßiger Qualität. Mit dem Aufstieg von Brigitte Bardot zu Frankreichs neuem Sexidol begann dann der Ruhm von Martine Carol zu verblassen. Ihr letzter Film, das 1966 gedrehte britisch-tschechoslowakische Krimidrama "Hell Is Empty"1) mit dem Part der Martine Grant, gelangte erst nach ihrem Tod im Dezember 1967 zur Uraufführung.
  
Die Schauspielerin starb am 6. Februar 1967 in Monte Carlo1) offiziell an einem Herzinfarkt – sie war erst 46 Jahre alt, legt man das Geburtsjahr 1920 zugrunde. Die letzte Ruhe fand Martine Carol auf dem "Cimetière du Grand Jas"1) in Cannes1) → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons sowie knerger.de, wo auf der Grabplatte als Geburtsjahr 1924 ausgewiesen wird.
Martine Carol war vier Mal verheiratet: Ihre 1948 geschlossene Ehe mit des US-amerikanischen Schauspieler und Gastronom Joseph Stephen Crane2) (1916 – 1985) war 1953 geschieden worden, auch die Verbindung (Heirat 1954) mit Regisseur Christian-Jaque1) (1904 – 1994) hielt nicht lange, nach nur fünf Jahren trennte sich das Paar 1959 offiziell. Wenig später gab Martine Carol am 3. August 1959  auf Haiti1) dem jungen französischen Arzt Dr. André Rouveix das Ja-Wort, bereits am 23. Juni 1962 erfolgte die Scheidung. Ehemann Nummer 4 wurde 1966 der englische Milliardär Mike Eland, der sie in ihrem Hotelzimmer in Monte Carlo tot auffand. Auf Einladung des wenig später verstorbenen Produzenten und Verlegers Cino del Duca2) (1899 – 1967) hatte Martine Carol am "Festival international de Télévision de Monte-Carlo"1) teilnehmen wollen.
Siehe auch cyranos.ch, Wikipedia, prisma.de sowie
den Artikel bei spiegel.de (DER SPIEGEL, 4/1954)
*) in den überwiegenden Quellen wird als Geburtsjahr 1920 ausgewiesen, die Grabplatte trägt jedoch die Inschrift 1924 → knerger.de
Fremde Links: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch), 4) der-film-noir.de, 5) filmdienst.de, 6) fernsehserien.de
3) Quelle: Wikipedia (abgerufen 21.07.2011)
   
Kinofilme (Auszug)
Filmografie bei der Internet Movie Database
(Fremde Links: Wikipedia (deutsch/englisch),  prisma.de (deutscher Titel), feernsehserien.de)
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