Portrait von Kirsten Flagstad ca. 1940–1945; Rechteinhaber/Urheber: Nasjonalbiblioteket/Unbekannter Fotograf; Quelle: Wikimedia Commons von www.flickr.com; Lizenz: CC BY 2.0 Die norwegische Sopranistin Kirsten Flagstad wurde am 12. Juli 1895 als Kirsten Malfrid Flagstad, Tochter des Dirigenten Michael Flagstad (1869 – 1930) und der Pianistin Marie Flagstad-Johnsrud (1871 – 1959) im norwegischen Hamar geboren. Bereits als Kind erhielt sie Klavierunterricht, später besuchte sie ein Lyzeum und wollte ursprünglich wie ihre Mutter Pianistin zu werden. Ihre Eltern waren jedoch dagegen und hatten den Plan, dass ihre Tochter Ärztin werden solle. Die junge Kirsten war da anderer Meinung, entschied sich heimlich, ihre Stimme ausbilden zu lassen und nahm mit 16 Jahren in Oslo Unterricht bei einer Freundin ihrer Mutter, Ellen Schytte-Jacobsen (1876 – 1959), dann von 1914 – 1915 bei Albert Westvang (1885 – 1957) und von 1915 – 1918 bei Dr. Gillis Bratt (1870 – 1925) an der "Dalcroze-Schule" in Stockholm; bereits während ihres Studiums stand sie bis 1915 am Nationaltheater ihrer Geburtsstadt auf der Bühne, 1913 hatte sie dort als Magd Nuri in Eugen d'Alberts "Tiefland"1) debütiert.
 
 
Portrait von Kirsten Flagstad ca. 1940–1945
Rechteinhaber/Urheber: Nasjonalbiblioteket1)/Unbekannter Fotograf
Quelle: Wikimedia Commons von www.flickr.com
Lizenz: CC BY 2.0
Ab 1922 war Kirsten Flagstad zwei Jahre Ensemblemitglied des "Mayol-Theaters" in Oslo, wo sie unter anderem auch in Operetten beeindruckte, ebenso wie am "Casino", wo sie von 1924 bis 1927 auf der Bühne stand. Weitere Verpflichtungen führten die Sängerin nach Göteborg und Helsinki, während dieser Zeit vertiefte sie ihr Repertoire und machte sich rasch einen Namen. Von 1928 bis 1930 gehörte sie dem "Storateatern" in Göteborg an, ab 1929 dem Opernhaus in Oslo. Im Jahre 1930 entschied sie sich ganz für das ernste Fach und konzentrierte sich auf die großen Wagner-Partien.
1933 folgte sie einem Ruf nach Bayreuth und wurde anfangs nur mit kleineren Partien wie der Ortlinde oder der 3. Norne in Wagners "Der Ring der Nibelungen"1) bedacht; doch schon ein Jahr später machte sie als Sieglinde an der Seite von Max Lorenz1) (1901 – 1975) in Wagners "Die Walküre"1) sowie als Gutrune an der Seite der berühmten "Brünhilde"-Sängerin Frida Leider1) (1888 – 1975) in "Götterdämmerung"1) mit ihrer majestätisch, voluminösen Sopranstimme Furore. Auch international war Kirsten Flagstad nun eine gefragte Wagner-Interpretin, 1935 brillierte sie erstmals als Sieglinde an der New Yorker "Metropolitan Opera". Es ist verbürgt, dass der Dirigent dieser Walküre-Aufführung vor Staunen seinen Stab fallen ließ und der Sänger des "Siegmund" seinen Einsatz verpasste nach den ersten Tönen dieser in Amerika völlig unbekannten Sängerin aus Oslo. New York hatte in den Jahrzehnten zuvor die bedeutendsten Wagner-Interpreten erlebt, aber Kirsten Flagstad errang sich und dem Wagner-Repertoire einen neuen Popularitätsstandard, so dass es Kritiker gab, die die amerikanische Wagner-Pflege in das Zeitalter "before and after Kirsten" einteilten.2)
  
In den nächsten Jahren glänzte sie dort mit der weiblichen Titelrolle in "Tristan und Isolde"1), gestaltete die Brünhilde in "Der Ring des Nibelungen", die Elisabeth in "Tannhäuser"1), die Elsa von Brabant in "Lohengrin"1) sowie die Kundry in "Parsifal"1). Kritiker und Publikum bezeichneten sie als die "bedeutendste Wagner-Sängerin ihrer Zeit".
Bis 1941 feierte Kirsten Flagstad als festes Ensemblemitglied an der "Met" einen Triumph nach dem anderen, dann ging sie 1941 aufgrund persönlicher Motive, wie es hieß, in ihre Heimat zurück. Dazwischen lagen umjubelte Auftritte beispielsweise am Londoner "Covent Garden" und an der Wiener Staatsoper, auch in Chicago, San Francisco, Zürich und Buenos Aires wurde sie gefeiert.
  
Bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb sie in Norwegen; sie und ihr zweiter Mann Henry Johansen, den sie 1930 geheiratet hatte, mussten sich nach 1945 völlig zu Unrecht wegen Kollaboration mit den Nationalsozialisten verantworten; die Anklage wurde fallen gelassen.
Seit 1947 stand Kirsten Flagstad dann wieder auf der Bühne, unternahm eine erneute erfolgreiche Tournee durch die USA. Ab 1948 interpretierte sie die großen Wagner-Partien drei Jahre lang am Londoner "Covent Garden", 1949 bis 1950 feierte sie unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler1) (1886 – 1954) während der Salzburger Festspiele als Leonore in Beethovens "Fidelio"1) Triumphe, 1952 sang sie mit riesigem Erfolg in dem privaten Londoner "Mermaid Theatre" die weibliche Hauptrolle in Henry Purcells Oper "Dido and Aeneas"1). Noch heute zeugen zahlreiche Tonträger von der stimmlichen Dominanz und enormen Ausdruckskraft der Sängerin.
Sie gab bis Mitte der 1950er Jahre in Europa glanzvolle Konzerte, dann zog sie sich 1955 von der Bühne zurück und leitete ab 1958 zwei Jahre lang die von ihr mitbegründete norwegische Staatsoper in Oslo.
Flagstad gilt als eine der größten Opernsängerin aller Zeiten, von keiner anderen Sängerin ihrer Generation gibt es heute noch so viele CDs im Handel wie von ihr. Besonders die Flexibilität ihrer Stimme, ihre Interpretation des Wechsels zwischen heroischen und zarten Passagen, wurde gelobt. Ihre Stimme war voll und kräftig und zugleich geschmeidig und glanzvoll.3)
  
Kirsten Flagstad, die zu den herausragenden Sängerinnen des 20. Jahrhunderts zählt, starb am 7. Dezember 1962 nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren in Oslo. In erster Ehe war sie seit 1919 mit mit dem Geschäftsmann Sigurd Hall (1893 – 1962) verheiratet gewesen, aus dieser Verbindung stammte Tochter Elsa-Marie (1920 – 1972). Die Ehe scheiterte, ihr zweiter Mann wurde 1930 der Holzfabrikant Henry Johansen, der 1946 verstarb. Ihre jüngste Schwester, Karen-Marie Flagstad (1904 – 1992) war ebenfalls eine erfolgreiche Sopranistin.
Von L. Biancolli erschien 1952 in einem New Yorker Verlag eine Biographie über Kirsten Flagstad unter dem Titel "The Flagstad-Manuscript"; die norwegische Post widmete ihr eine Briefmarke.
 
Siehe auch Kirsten Flagstad Museum mit ausführlicher Biografie sowie Wikipedia
Link: 1) Wikipedia
Quelle: 2) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 265,  3) Wikipedia (abgerufen 22.12.2011)
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