Der Kabarettist, Parodist und Unterhaltungskünstler Paul O'Montis wurde am 3. April 1894 als Paul Wendel in Budapest geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Hannover.
1924 kam er nach Berlin und begann seine Karriere an verschiedensten Kabarettbühnen der Metropole. Doch es sollte noch einige Zeit dauern, bis O'Montis mit seinen mondän-karikaturistischen Couplets zu einem Star der Kabarettszene avancierte. Erste Erfolge konnte er 1926 in Friedrich Hollaenders Revue "Laterna Magica" verzeichnen, Auftritte am renommierten "Charlott-Casino" am Kurfürstendamm schlossen sich an und 1927 meldeten sich auch die Schallplatten-Bosse. Mit seiner Spezialität, den Ulk- und Nonsensschlagern, dessen Texte sich durch ihre Wortspielereien und Zweideutigkeiten auszeichneten, wurde er auch im Rundfunk rasch populär und seine Lieder wie "Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche", "In der Bar zum Krokodil", "Das Nachtgespenst" oder "Erika, Erika, brauchst Du nicht einen Freund?" wurden bald Gassenhauer.
Paul O'Montis feierte in Berlin an allen berühmten Bühnen Triumphe, so etwa am "Kabarett der Komiker", dem "Boulevard-Theater, der "Scala" oder dem legendären "Wintergarten", er unternahm Gastspielreisen quer durch Deutschland und trat auch im Radio auf.
Der Kabarettkritiker Max Herrmann-Neiße1) (1886 – 1941) schrieb im "Berliner Tageblatt (15.06.1926) unter anderem: "Paul O’Montis hat die Technik, die banalsten Modechansons so zu bringen, dass sie auch einem anspruchsvolleren Menschen Spaß machen, weil er, über ihnen stehend, sie schon gleich launig persifliert."
Bekannt ist Paul O'Montis für seine zweideutigen und anzüglichen Texte. Alles dreht sich um das Thema Nummer eins, die Liebe. Die Texte sind gespickt mit sexuellen Anspielungen. Und auch mit seinem Schwulsein kokettiert O'Montis auf der Bühne gerne. Zum Beispiel beim Vortrag der Parodie "Ramona Zündloch", einer "Ballade aus dem Großstadtsumpf". O'Montis leitet sie mit einem theatralischen Wink zu seinem Pianisten ein: "Beginne, Knabe"! Und im Stück "Was hast du für Gefühle, Moritz?" fragt er: "Sind es kühle oder schwüle, Moritz?" Zwei seiner Lieder, die er 1928 aufnimmt, fallen hier aus dem Rahmen. In "Kaddisch" und "Ghetto" geht es um Not und Vertreibung einer jüdischen Familie in Polen.2)

Mit der Machtergreifung des Nazi-Regimes war die Karriere von Paul O'Montis in Deutschland auch aufgrund seiner homosexuellen Neigungen, die er nie vertuscht hatte, beendet und er emigrierte 1933 nach Österreich. Er ließ sich in Wien nieder und trat dort noch sporadisch wie am "Ronacher Varieté" und am "Wiener Volkstheater" auf, in Deutschland war er 1935 offiziell mit einem Auftrittsverbot belegt worden. Als die Deutschen im März 1938 in Österreich einmarschierten und der "Anschluss an das Reich" proklamiert wurde, verließ der jüdische Künstler die österreichische Hauptstadt und flüchtete nach Prag, wo er nach der Okkupation der Tschechoslowakei 1939 verhaftet, zunächst nach Zagreb, dann in ein Konzentrationslager nach Łódź deportiert wurde. Am 30. Mai 1940 verschleppten die Nazi-Schergen Paul O'Montis als "Rosa-Winkel"1)-Häftling in das KZ Sachsenhausen, wo er sich am 17. Juli 1940 im Alter von 46 Jahren – gezwungen von einer Lageraufsicht – durch Erhängen das Leben nahm, wie es offiziell hieß. Dem Bericht der Lagerleitung, der von "Freitod" sprach, stehen jedoch Zeugenaussagen entgegen.3)
 
Textbausteine des Kurzportraits von www.hagalil.com;
siehe auch Wikipedia sowie die umfangreiche Diskografie bei www.schellacks.at
Link: 1) Wikipedia
Quelle:
2) Rede von Alexander Zinn bei der Gedenkfeier für die schwulen Opfer des KZ Sachsenhausen am 20. April 2008 bei www.rosa-winkel.lsvd.de
3) Wikipedia (abgerufen 06.10.2011)
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