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         Jenny Gröllmann wurde am 5. Februar 1947 als Tochter eines Bühnenbildners
         in Hamburg in eine künstlerische Familie hinein
         geboren; der Vater  Otto Gröllmann1) 
         (1902  2000 kam während des  Nazi-Terrors1) als Kommunist und Widerstandskämpfer ins Gefängnis und
         wurde in ein Konzentrationslager gesteckt. Ihre Mutter Gertrud
         (1917  1977) war eine bekannte Theaterfotografin, die später unter anderem
         als Bild-Chefredakteurin bei der DDR-Kultzeitschrift "Das Magazin"1)
         fungierte. Als Jenny Gröllmann zwei Jahre alt war, siedelte sie 1949
         mit ihren Eltern in die ehemalige DDR1), wuchs zunächst in
         Schwerin1),
         später, ab 1955, in  Dresden1) auf. 
         Schon als kleines Mädchen war Jenny Gröllmann vom Theater fasziniert,
         bereits als Schülerin erhielt sie 1961 die Hauptrolle in dem
         Brecht-Werk
         "Die
         Gesichte der Simone Machard"2), überzeugte
         auch damals mit ihrem leidenschaftlichen Spiel die Kritiker. Zur
         professionellen Schauspielerin ließ sie sich ab 1963 drei Jahre lang
         an der Berliner Schauspielschule "Ernst Busch"1)
         ausbilden, anschließend erhielt sie ein erstes Engagement am "Maxim Gorki Theater"1)
         in Ostberlin, das für rund 25 Jahre ihre künstlerische Heimat werden
         sollte. Ihr Theaterdebüt gab sie 1966 mit einer winzigen Rolle in
         dem Ibsen-Stück "Nora
         oder Ein Puppenheim"1), mit den Jahren wurden die Aufgaben
         größer und Jenny Gröllmann avancierte zu einer anerkannten
         Charakterdarstellerin. 
         Weitere Stationen ihrer Bühnenlaufbahn waren
         unter anderem in Berlin das "Renaissance-Theater"1) und
         das "Schlosspark Theater"1) sowie in Hamburg die
         "Kammerspiele"1).  
             
         Jenny Gröllmann 1974, fotografiert von Evelyn Richter1), Leipzig 
         Quelle: Deutsche Fotothek,
         (file: df_hauptkatalog_0201066) 
         © SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Evelyn Richter; Datierung: 1974; 
         Quelle: www.deutschefotothek.de;
         Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
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          Nach 1992 band sie sich nicht mehr fest an ein Haus, arbeitete als
         freischaffende Schauspielerin. Vor allem in Werken von  Maxim Gorki1) zeigte
         die 1974 mit dem "Ernst-Zinna-Preis
         der Stadt Berlin"1)
         ausgezeichnete Jenny Gröllmann ihr eindringliches,
         facettenreiches Spiel, so beispielsweise als empfindsame junge
         Anna Fjodorowna, die in "Barbaren"2) (02.11.1972,
         DDR-Erstaufführung; Inszenierung:  Hans Dieter Mäde1)) von ihrem
         Mann Tscherkun gedemütigt wird, oder als Polja in "Die
         Kleinbürger"1) (1982), die dem wohlhabenden
         "Kleinbürger" Bessemjonow als billige Hausangestellte dient.
         1983 glänzte sie als Armande in der von  Karl Gassauer1) in Szene
         gesetzten Moličre-Komödie "Die
         gelehrten Frauen"1). 
           
          
         Zum Film kam die Schauspielerin parallel zu ihrer Theatertätigkeit,
         gab ihr Leinwanddebüt unter der Regie von  Ulrich Thein als die Abiturientin Jutta Huth in dem
         zweiten Segment ("Die Prüfung"1)) des DEFA1)-Episodenstreifens
         "Geschichten jener
         Nacht"1) (1967), weitere Kino- und
         Fernsehproduktionen, vornehmlich in gesellschaftskritischen
         Gegenwartsstücken, schlossen sich bei der DEFA an. Mit dem Typus
         der selbständigen jungen Frau besetzt, erlebte man die auch mit
         fortschreitendem Alter stets mädchenhafte wirkende Gröllmann
         beispielsweise neben Protagonistin Karin Gregorek
         in der Rolle der Regina Bayer als engagierte Journalistin Mehlmacher in
         einer Direktübertragung aus dem "Maxim Gorki Theater"
         in dem von  Hans-Georg Simmgen1) nach
         der Vorlage von  Siegfried Pfaff1) 
         inszenierten Stück "Regina B.  Ein Tag in ihrem Leben"3) (1969), oder
         als selbstbewusste Elektrikerin bzw. Partnerin von  Reinhard Michalke1) in dem von
         
         Jochen Thomas für das Fernsehen realisierten Zwei-Personenstück
         "Ich bin einem Mädchen begegnet"3) (1972)
         von  Rainer Kerndl1). Eine
         herausragende Interpretation war 1971 die Figur des Mädchens Gila
         in  Ingrid Reschkes1) Kinofilm 
         "Kennen
        Sie Urban?"1) mit  Manfred Karge1) als
         Genosse Urban, der Filmkritiker Horst Knietzsch1)
         schrieb in der Zeitung "Neues Deutschland"1)
         unter anderem "Da ist Jenny Gröllmann als Mädchen
         Gila, eine sehr selbstbewusste Studentin, der kleinbürgerliches Getue
         fremd ist, die es sich leistet und leisten kann, einen Jungen zu
         lieben, dessen Schattenseiten ihren Eltern erst einmal die Sprache
         verschlägt." 
         In weiteren ambitionierten Kinofilmen wie  Roland Gräfs1) Thriller
         "Die Flucht"1) (1977)
         oder in dem von Ulrich Weiß1) mit
         
         Uwe Kockisch und  Michael Gwisdek gedrehten,
         antifaschistischen Drama "Dein unbekannter
         Bruder"1) (1982), einer Verfilmung des Buchs
         von  Willi Bredel1), in dem der deutsche Widerstand während des
         Nazi-Regimes thematisiert wird, zeigte Jenny Gröllmann ihre
         darstellerische Kraft. In nachhaltiger Erinnerung bleibt sie auch als  Susette Gontard1),
         verheiratete Geliebte des von  Ulrich Mühe verkörperten Dichters
          Friedrich Hölderlin1), in
          Herrmann Zschoches1)
         preisgekröntem Biopic "Hälfte des Lebens"1) (1985).
         Die "Berliner Zeitung"1)
         notierte damals unter anderem
         "Vielleicht war es überhaupt die schönste Rolle für Jenny Gröllmann,
         die sich durch diesen Film liebte, bis Hölderlin unter einer
         Ledermaske für immer in einer Irrenanstalt verwahrt wurde." 
         Zu Jenny Grölllmanns Arbeiten für das Kino zählte nach der so
         genannten "Wende"1) zuletzt unter der Regie von Lars Büchel der Spielfilm "Erbsen
         auf halb 6"1) (2004) → Übersicht
         Kinofilme.
         
          
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         Brillant war ihre Verkörperung der alkoholkranken Mutter Henrich
         in  Helmut Krätzigs1)
              Krimi "Unheil aus der Flasche"1) (1987)
         aus dem TV-Dauerbrenner "Polizeiruf 110"1), insgesamt wirkte die
         Schauspielerin im Verlaufe der Jahre in rund 7 Episoden dieser
         populären Reihe mit Zuletzt sah man sie 2004 unter der Regie von
               Bodo Fürneisen1) in der spannenden Story "Das Zeichen"1),
         neben  Imogen Kogge1) als Ermittlerin Johanna Herz. Hauptsächlich konzentrierte die Schauspielerin ihr filmisches Wirken
         auf das Fernsehen, neben etlichen Auftritten in beliebten Krimiserien/-reihen
         wie "Ein Fall für zwei"1), "Im
         Namen des Gesetzes"1),
         "Die Straßen von Berlin"1), "Großstadtrevier"1),
         "SOKO 5113"1), "Der Bulle von Tölz"1) und
         natürlich "Tatort"1)
              avancierte Jenny Gröllmann bereits Anfang
         der 1990er in den Geschichten um den "Liebling – Kreuzberg"1) 
         alias  Manfred Krug  mit der Figur der Anwältin Isenthal zum
         gesamtdeutschen Serien-Star. Andere interessante
         Serienfiguren wie die Iris, Mutter von Violetta (Ann-Cathrin Sudhoff1)) sowie betrogene 
         Ex-Frau von Georg (Fritz von Friedl1)),
         in "Iris & Violetta"1) (1994/95) oder
         die (eher unfreundliche) Musiklehrerin Fräulein Conradi in "Unser Lehrer Doktor Specht"1) (1995)
         mit Robert Atzorn,
         aber vor allem Rollen in spannenden TV-Krimis ließen die
         Schauspielerin zur unverzichtbaren Größe auf dem Bildschirm werden.
         Aus der Fülle ihrer Fernsehrollen für dieses Genre sind
         beispielsweise zuletzt
         der Thriller "Jagd auf den Plastiktüten-Mörder"4) (2001)
         und der Tatort" "Leiden wie ein Tier"1) (2005) zu
         nennen. Ihren Part der Inge Klinker-Emden in der Telenovela "Sturm
         der Liebe" musste sie 2005 krankheitsbedingt nach acht
         Episoden aufgeben → Übersicht TV-Produktionen. 
         Erwähnt werden muss zudem, dass Jenny Gröllmann verschiedentlich
         als Sprecherin in Hörspielen mitwirkte. Eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank
      aufgeführten Produktionen findet man hier
      am Ende des Artikels. 
                
              
              Das Foto wurde mir freundlicherweise von der
         Fotografin
          Virginia Shue (Hamburg) 
              zur Verfügung gestellt. 
 Das Copyright liegt bei Virginia Shue. 
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         1999 diagnostizierten die Ärzte bei Jenny Gröllmann Brustkrebs,
         zunächst schien es, als habe sie die Krankheit besiegen können. Der
         Rückschlag erfolgte 2002 bzw. 2005, am
         9. August 2006 erlag die Schauspielerin in Berlin mit nur
         59 Jahren ihrer schweren Krankheit; die letzte Ruhe fand sie auf
         dem Berliner "Französischen Friedhof"1) → Foto der
         Grabstelle bei
         knerger.de. 
         Von 1984 bis 1990 war Jenny Gröllmann mit Schauspielerkollegen  Ulrich Mühe
         (1953 – 2007) verheiratet, aus der Verbindung ging die
         1985 geborene Tochter  Anna Maria Mühe1)
         hervor, die in die Fußstapfen ihrer Eltern trat und inzwischen zu
         den renommierten Darstellerinnen zählt. Eine weitere Tochter,
         die 1969 geborene Jeanne, stammt aus Gröllmanns Beziehung zu
         ihrer Jugendliebe Thomas Goguel, dessen Vater Rudi
         Goguel1)  (1908 – 1976)
         unter anderem 1933 die Melodie zu "Die Moorsoldaten"1) 
         komponierte, eines der bekanntesten Lieder aus dem sozialistischen und
         kommunistischen Widerstand. Jenny Gröllmanns erste,
         1973 geschlossene Ehe mit dem Regisseur  Michael Kann1)
         endete 1982 vor dem Scheidungsrichter, 2004 ging sie mit
         dem Filmarchitekten Claus-Jürgen Pfeiffer ein drittes Mal zum
         Standesamt. 
         
         
          
         In ihren letzten Lebensmonaten sah sich Jenny Gröllmann einer
         Medienkampagne ausgesetzt, zwischen 1979 und 1989 soll sie
         Kontakte zum "Ministerium für Staatssicherheit"1) unterhalten haben und
         als  IM1) "Jeanne" bei der "Stasi" geführt
         worden sein.
         
         
          
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  Nach Interview-Äußerungen 
         Ulrich Mühes über die Vorwürfe im 2006 erschienenen Buch zum Film
         "Das Leben der Anderen"1)  erwirkte 
         Gröllmann mit einem Anwalt vor dem "Landgericht Berlin"1)   
         einstweilige Verfügungen gegen den Verlag des Buches sowie gegen ihren Ex-Ehemann.
       Sie erklärte eidesstattlich, sie habe nie wissentlich 
       mit dem "Ministerium für Staatssicherheit" zusammengearbeitet. 
       Gestützt wurde ihre Darstellung durch die Aussage des mit dem Vorgang 
       befassten ehemaligen Stasi-Majors, er habe sich ihr gegenüber stets 
       als Kriminalpolizist ausgegeben und Teile der Akte gefälscht. (
) Das Gericht gab 
       dem Antrag Gröllmanns statt und untersagte die weitere Verbreitung des
         Buches.  (Quelle: Wikipedia
         mit weiteren Infos) 
         Am 19. Juni 2008 startete der von Petra
         Weisenburger5) gedrehte und nach
         eigenem Drehbuch produzierte Dokumentarfilm "Ich will da sein  Jenny Gröllmann"1)
         in den Kinos. Neben Jenny Gröllmann sind unter anderem ihre
         Tochter  Anna Maria Mühe1) sowie die Schauspieler
         
         Henry Hübchen,  Jaecki Schwarz und
          Michael Gwisdek 
         beteiligt. Die Filmemacherin begleitete die Künstlerin während ihrer
         letzten drei Lebensjahre.
          Mittels Filmausschnitten und parallel montierten Bildern und Gesprächen mit Kollegen und 
         Wegbegleitern, wie Michael Gwisdek und Henry Hübchen, wird die Karriere einer besonderen 
         Schauspielerin und das bewegende persönliche Portrait einer starken Frau gezeichnet.
         Die Parallelerzählung von Fiktion und Realität verdichtet sich zu einem faszinierenden Dokument 
         der Schauspielkunst, DDR-Filmgeschichte und schließlich gesamtdeutschen Geschichte. 
         Ein Film über eine außerordentliche Frau zwischen Anerkennung und Vergessenheit, zwischen
         Selbstverwirklichung und Schmerz, zwischen Diffamierung und Rehabilitierung.
         
         
         (Quelle: verleih.defa-spektrum.de) 
           
         Filmplakat zu "Ich will da sein – Jenny Gröllmann" 
         
         Urheber/Autor: Defa-spektrum; Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE Quelle:
         Wikimedia
         Commons | 
           
          
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