Der junge Clown, Akrobat und Jongleur Adrien Wettach 1903 nach seiner Ankunft in Südfrankreich; Copyright Raymond Naef Der musikalische Clown "Grock" wurde am 10. Januar 1880 als Charles Adrien Wettach im schweizerischen Loveresse bei Reconvillier geboren; Adriens Vater, der Bauernsohn Jean-Adolphe Wettach, heiratete die "Bürgerliche" Cécile-Fanny Péquegnat und schlug sich als Uhrmacher und Wirt durchs Leben. Das Talent zum Artisten lag dem kleinen Adrien im Blut: bereits mit zwölf Jahren trat er als "Schlangenmensch" und Clown im Restaurant "Paradiesli" in Biel auf, wohin die Familie 1890 gezogen war. Doch zunächst sollte er nach dem Willen seiner Eltern einen "ordentlichen" Beruf erlernen, begann eine Lehre als Uhrmacher, die er jedoch bald wieder abbrach. Anschließend wechselte er – mehr schlecht als recht – als Pikkolo in ein Hotel in Lausanne. Nach kurzer Zeit verlor er die Anstellung und wurde arbeitslos. Da fand ihm seine Mutter eine Stelle als Hauslehrer in Ungarn bei dem Grafen Bethlen Kalman, wo er dessen Söhne in Französisch und Reiten unterrichtete. Doch auch dieser "Beruf" blieb ein Intermezzo, Adrien Wettach fand in Budapest als Instrumentenverkäufer und Klavierstimmer Arbeit, wurde schließlich Mitglied eines Schrammelquartetts. Bis er zum berühmten Musikclown "Grock" avancierte, war es dann noch ein langer Weg: Er arbeitete unter anderem in Frankreich als Akrobat, Jongleur, mimte den "dummen August" und auch eine musikalische Exzentrik Nummer mit verschiedenen Partnern war nicht von Erfolg gekrönt.

Foto: Der junge Clown, Akrobat und Jongleur Adrien Wettach
1903 nach seiner Ankunft in Südfrankreich
© Raymond Naef
Am 1. Oktober 1903 trat er in der römischen Arena vom Nîmes mit einem Partner Names "Brick" zum ersten Mal unter dem Namen "Grock" auf, doch erst mit seinem nächsten Partner "Antonet" wurde er ab 1907 berühmt: In einem grotesken Aufzug kam er auf die Bühne, die Mundpartie war kalkweiß, über den Kopf gestülpt hatte er eine hautnahe Glatze. Seine falsche Hemdbrust schaute aus einer Jacke hervor, die um ihn schlotterte, nur zusammengehalten von einer Sicherheitsnadel. Die Hose war großkariert, mehr Sack als Beinkleid, sein Gang war watschelnd wie bei einer Ente. Fast hilflos trug er einen überdimensionalen Koffer, dem er schließlich eine winzige Geige entnahm, auf der er dann virtuos spielte. 1913 wechselte er endgültig vom Circus ins Music-Hall. Sein erster Partner, der französische Komiker Géo Lolé, war das genaue Gegenteil des Clowns, gekleidet in einen hochmodischen Frack und Zylinder, ganz Mann von Welt. Ihm stellte Grock kindliche Fragen, auf die er eigentlich keine Antwort wissen wollte und mit den berühmten Worten "N i t m ö ö g l i c h" kommentierte. Hemmungsloses Gelächter und leise Melancholie wurden das Geheimnis Grocks, der seine Clownerien mit dem Herzen spielte.

Foto: Grock 1918 mit Konzertina, seiner kleiner Geige
und einem Sopransaxofon in Liverpool
© Raymond Naef
Grock 1918 mit Konzertina, seiner kleiner Geige und einem Sopransaxofon in Liverpool; Copyright Raymond Naef
Grock im Pariser "Cirque Médrano"; Copyright Raymond Naef Der nahezu alle Instrumente beherrschende und sieben Sprachen fließend sprechende Adrien Wettach avancierte zum teuersten Star der Varietes und Music-Halls, er brachte mit seiner einmaligen Komik ein Millionenpublikum zum Lachen. Gleichzeitig komponierte er für andere "Stars" unzählige Lieder und Melodien. Seiner Popularität tat es auch keinen Abbruch als die Ufa 1931 den Tonfilm "Grock – der geniale Clown" in die Kinos brachte. Carl Boese hatte Regie geführt, Grock selbst hierzu das Textbuch geschrieben, war Produzent und trat natürlich auch als Hauptdarsteller auf, an der Seite von Liane Haid und Paul Hörbiger; der Film erwies sich jedoch als Flop an den Kinokassen und Grock verlor einen Grossteil seines beträchtlichen Vermögens.
Er trat wieder regelmäßig im Varieté auf, war in den 1930er Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere und erreichte für damalige Zeiten Spitzengagen vom 1.000 bis 2.500 Mark pro Abend; das Geld legte er gut an und lebte in einem schlossartigen Anwesen mit großer Parkanlage im italienischen Oneglia.
 

Foto: Grock im Pariser "Cirque Médrano"
© Raymond Naef
Nach Ende des 2. Weltkrieges trat er erneut in einem Film auf: 1949/50 kam "Au revoir Monsieur Grock", eine Art Autobiografie, in die Kinos, der auch in Deutschland unter dem Titel "Manege frei" recht erfolgreich war. Zwischen 1951 und 1954 leitete er einen eigenen Zirkus, mit dem er in Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf Tournee ging.
Am 30. Oktober 1954 nahm Grock offiziell in Hamburg seinen Abschied von der Bühne, die Aufführung wurde im deutschen Fernsehen übertragen und der "König der Clowns" erreichte noch einmal ein Millionenpublikum. Dann zog er sich ins Privatleben zurück und widmete sich auf seiner Besitzung der Blumenzucht. Sehr zur Freude seiner Fans trat er jedoch hin und wieder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auf oder erschien in einigen Fernsehsendungen.

  
  
Foto: Grock lässt sich um 1927 in seinem
Atelier in Oneglia fotografieren
© Raymond Naef
Grock lässt sich um 1927 in seinem Atelier in Oneglia fotografieren; Copyright Raymond Naef
Adrien Wettach alias Grock gibt im Oktober 1954 seine letzte Vorstellung im "Circus Grock"; Copyright Raymond Naef Dr. phil. h.c. Adrien Wettach, der weltbekannte und unvergessene "Grock", verstarb am 14. Juli 1959 im Alter von 79 Jahren in Oneglia (Ligurien) er hatte seit längerer Zeit mit Herzproblemen zu kämpfen gehabt. In erster Ehe war er mit der Artistin Louise "Loulou" Bullot verheiratet, die 1918 verstorben war; im April 1923 heiratete er eine ehemalige Freundin, die Sängerin Inès Della Casa, die er bereits 1907 während einer Südamerika-Tournee kennen und lieben gelernt hatte.

Als Anekdote wird berichtet, Grock habe als Adrien Wettach nach dem Tode seiner ersten Frau 1918 in England wegen Depressionen einen Arzt aufgesucht. Von diesem habe er den Rat erhalten, sich etwas auszuruhen und zum Beispiel ins Music-Hall zu gehen, wo gerade "Grock" gastiere. Wettach bedankte sich mit den Worten: "Diese Medizin kann grade mir nicht helfen. Ich bin Grock!"
 

Foto: Adrien Wettach alias Grock gibt im Oktober 1954
seine letzte Vorstellung im "Circus Grock"
© Raymond Naef
Seine Erinnerungen veröffentlichte Adrien Wettach erstmals 1930 unter dem Titel "Ich lebe gern", dem Anfang der 50er Jahre sein zweites Buch in deutscher Sprache "Grock. Ein Leben als Clown – Meine Erinnerungen" folgte. Von Laurent Diercksen erschien 1999 das Buch "Grock, Jenseits der Vorstellung", von seinem Großneffen Raymond Naef "GROCK, Eine Wiederentdeckung des Clowns", welches 2002 auf den Markt kam.
Die DVD mit Grocks 1931 gefilmten Bühnen-Show bzw. Aufnahmen aus der Berliner Music-Hall "Scala" ist auch über www.clown-grock.ch zu beziehen.
Die von Raymond Naef veröffentlichte DVD mit Grocks Bühnennummer ist nicht identisch mit der bei FilmArts/ArtsEdition (Zürich) erschienenen neuen Restaurationsfassung.
GROCK, Eine Wiederentdeckung des Clowns
GROCK- Seltsamer als die Wahrheit; Buchcover mit freundlicher Genehmigung von Oliver M. Meyer 2006 publizierte der Fotograf und Regisseur Oliver M. Meyer dort das Buch "GROCK – Seltsamer als die Wahrheit", ein "außergewöhnlicher Bildband mit einem DVD-Video mit Grocks einmaliger Bühnennummer mit Max van Embden, erstmals integral in deutscher Sprache"
Siehe auch www.grock.ch sowie das PDF-Dokument "Rückblende zum 50. Todetag von Grock" (508 KB), welches mir freundlicherweise von Oliver M. Meyer zur Verfügung gestellt wurde.

 
Buchcover mit freundlicher Genehmigung von Oliver M. Meyer
Mehr Informationen zu dem legendären Musikclown findet man im Internet auf den Seiten www.clown-grock.ch, die von Grocks Großneffen Raymond Naef  betrieben werden. Von ihm stammen auch die gezeigten Bilder, die er mir freundlicherweise aus seinem Familienarchiv zur Verfügung gestellt hat.
Das Copyright liegt bei Raymond Naef; eine Weiterverbreitung der Bilder ist untersagt.
Siehe auch Wikipedia; weitere Fotos bei www.virtual-history.com
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