Filmografie / Hörspiel
Eberhard Esche wurde am 25. Oktober 1933 in Leipzig1) geboren. Schon früh entschied er sich für den Beruf des Schauspielers, sein darstellerisches Rüstzeug erwarb er sich ab 1952 drei Jahre lang an der "Theaterhochschule"1) seiner Geburtsstadt. Nach Engagements am "Meininger Staatstheater"1), am "Theater Erfurt"1) und am "Theater Karl-Marx-Stadt" (seit 1990 wieder "Theater Chemnitz"1)) sowie am "Berliner Ensemble"1) gehörte Esche seit 1961, mit Unterbrechungen, bis 1999 zum Ensemble des "Deutschen Theaters"1) in Berlin; danach trat er dort mit verschiedenen Gastrollen auf. Hier brillierte er mit Titelfiguren sowohl in klassischen als auch modernen Stücken, arbeitete mit so renommierten Regisseuren wie Wolfgang Langhoff1), Wolfgang Heinz1) Adolf Dresen1) oder Benno Besson1) zusammen.
Eberhard Esche anlässlich einer Kulturveranstaltung mit Jazz und Lyrik in der "Kongresshalle" am Alexanderplatz in Berlin; Quelle: Deutsche Fotothek (file: df_pk_0003082_034); Copyright SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek; Urheber: Abraham Pisarek (1901–1983); Datierung: ungenannt; Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017 Zu seinen glänzenden Bühneninterpretationen zählten beispielsweise Titelrollen in Schillers "Wallenstein"1) oder in "Amphitryon" von seinem Freund Peter Hacks1) (1928 – 2003), als Drachentöter Lancelot in der Märchenparabel "Der Drache"1) von Jewgenij Schwarz1) wurde er rund 650 Mal gefeiert. Neben seiner umfangreichen Arbeit für das Theater machte sich Esche mit seiner charakteristischen Vortragsweise als Rezitator mit Solo-Programmen, in denen er klassische Texte zu Gehör brachte, einen Namen. Vor allem seine Interpretation von Heines Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen"1), das er erstmals 1974 vortrug und das seitdem zum "Dauerbrenner" auf der Bühne wurde, sowie Goethes "Reineke Fuchs"1) bleiben unvergessen, Kultstatus erlangte er überdies mit seinem Vortrag des Gedichts "Der Hase im Rausch"1) von Sergei Michalkow1). → Wichtige Theaterrollen bei Wikipedia
 
Eberhard Esche 1964 anlässlich der Kulturveranstaltung "Lyrik – Jazz – Prosa"1)  
in der Berliner "Kongresshalle am Alexanderplatz"1) 
Wikipedia notiert: Im besten Sinne volkstümlich war in der DDR Esches Interpretation des Gedichts "Der Hase im Rausch" von Sergei Michalkow, mit dem er 1964 in der "Kongresshalle am Alexanderplatz" bei der Kulturveranstaltung "Lyrik – Jazz – Prosa" mit den "Jazz Optimisten Berlin"1) auftrat. Das Gedicht nimmt die Anpassung des Menschen in der Öffentlichkeit und seine gleichzeitige Aufmüpfigkeit im Privaten aufs Korn."
  
Quelle (Foto): Deutsche Fotothek (file: df_pk_0003082_034);
© SLUB Dresden/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek
Urheber: Abraham Pisarek1) (1901–1983); Datierung: 1964
Quelle: www.deutschefotothek.de; Genehmigung zur Veröffentlichung: 30.03.2017
Zum Film kam Esche Anfang der 1960er Jahre und stellte auch hier sein Ausnahmetalent unter Beweis. In der DEFA-Liebesgeschichte "Der geteilte Himmel"1) (1964), die Konrad Wolf1) werkgetreu nach der gleichnamigen Erzählung1) von Christa Wolf1) inszeniert hatte, gelang ihm mit der Figur des Manfred Herrfurth auf der Leinwand der Durchbruch zum populären Darsteller. Der Film, der sich ungewöhnlicher Stilmittel bedient und unbequeme Fragen an die DDR stellt, wird – obwohl offiziell gelobt – zeitweise unterdrückt. Schlimmer geht es Frank Beyers1) Neutsch-Adaption "Spur der Steine"1), die 1966 nach inszenierten Krawallen verboten wird und erst zur Wende 1989 ein großer Publikumserfolg werden kann. Esche zeigt den Parteisekretär Horrath als Gegenspieler zu Manfred Krugs Brigadier Balla als einen Mann, der schließlich Teile der Parteilinie in Frage stellt, und spielt damit eine seiner besten frühen Filmrollen.
In Filmen, die die Gegenwart schnörkellos diskutieren, stellt erst Lothar Warneke1) den Star in den siebziger Jahren wieder heraus. In "Leben mit Uwe"1) (1973) und "Die unverbesserliche Barbara"1) (1976) werden Lebensentwürfe von DDR-Intellektuellen zur Diskussion gestellt. Esche, an dessen Spiel aggressive Härte, Bitterkeit, Lakonismus ebenso wie Sarkasmus und geschmeidige Eleganz gerühmt werden, tritt auch häufig in historischen Stoffen vor die Kamera und spielt Gestalten, die er mit viel liebevoller Ironie karikiert, wie den Polizisten Krolikowski in der Bobrowski-Adaption "Levins Mühle"1) (1979).2) Zu Esches weiteren erinnerungswürdigen Arbeiten für das Kino zählt auch der poetische DEFA-Märchenfilm "Wie heiratet man einen König"1) (1969), den Rainer Simon1) nach dem Grimmschen Märchen "Die kluge Bauerntochter"1) in Szene gesetzt hatte. Erzählt wird die Geschichte einer klugen Bauerntochter (Cox Habbema), die durch Lösung von drei Rätseln ihren Vater (Sigurd Schulz) befreit und den König (Eberhard Esche) für sich gewinnen kann. Nach eigenen Aussagen soll dies Esches Lieblingsrolle gewesen sein → Übersicht Kinofilme.

Eberhard Esche (rechts) am 23. September 1971 in Amsterdam mit
(v.l.n.r.) Hilmar Thate, Wolfgang Bayer und seiner Ehefrau Cox Habbema
Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 924-9650)
Urheber/Fotograf: Joost Evers / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons;
Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
 

Eberhard Esche (rechts) am 23. September 1971 in Amsterdam mit (v.l.n.r.) Hilmar Thate, Wolfgang Bayer und seiner Ehefrau Cox Habbema; Rechteinhaber: Nationaal Archief (Den Haag, Rijksfotoarchief; Bestandsnummer: 924-9650); Urheber/Fotograf: Joost Evers / Anefo; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: www.gahetna.nl/over-ons/open-data / CC BY-SA 3.0 NL
Seit den 1960er Jahren übernahm Esche zudem Aufgaben für das Fernsehen, ambitionierte Produktionen wie "Rolando Gomez ist verschwunden"3) (1963), "Glasmenagerie"3) (1964) nach dem gleichnamigen Schauspiel1) von Tennessee Williams"1) oder "Die Perser"1) (1966) nach der gleichnamigen Tragödie3) des Aischylos3) mit Esche als persischem König Xerxes3) sind beispielhaft zu nennen. In "Die Räuber"3) 1967) nach dem Drama von Friedrich Schiller1) gestaltete er den Franz Moor, in "Anlauf"1) (1971) nach der Erzählung "Die Wichelsbacher Initiative" von Benito Wogatzki1) überzeugte er als Ingenieur Möllenthin. Peter Berger schrieb im "Neuen Deutschland"1) (01.02.1971, S. 4) über Esches Darstellung: "Nicht oft sieht man Darsteller so locker, so gelöst und mit solch ansteckender Spiellaune vor der Kamera agieren. Man könnte an Improvisation denken, wenn nicht gleichzeitig darstellerische Genauigkeit bis ins kleinste gestische und mimische Detail, wenn nicht vor allem ein bewundernswert diszipliniertes Zusammenspiel die führende Hand eines sensiblen. aufmerksamen Regisseurs verrieten."
TV-Spiele wie der Mehrteiler "Sachsens Glanz und Preußens Gloria"1) (1985 – 1987), die sechsteilige DDR-Familienserie "Einzug ins Paradies"1) (1987) oder Tom Toelles1) Fallada-Adaption "Der Trinker"1) (1995) zeigen Esche ebenfalls in prägnanten Rollen. In der Comedy-Serie "Mama ist unmöglich"1)  mimte er zwischen 1997 und 1999 den Alfred Wawczinek, zu Esches letzten Arbeiten für das Fernsehen zählt die Charlotte Link-Verfilmung "Das Haus der Schwestern"5) (2002) → Übersicht TV-Produktionen.
Auch als Autor machte sich Eberhard Esche einen Namen, im Jahre 2000 veröffentlichte er bei der "Eulenspiegel Verlagsgruppe"1) seine anekdotenhaften Erinnerungen unter dem Titel "Der Hase im Rausch".
Eberhard Esche: Der Hase im Rausch: Abbildung Buch-Cover mit freundlicher Genehmigung der "Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH" Eberhard Esche: Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen: Abbildung Buch-Cover mit freundlicher Genehmigung der "Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH" Der Verlag schreibt hierzu auf seiner Website: "Eberhard Esche gehört zu denen, deren Verlust mit den Jahren immer empfindlicher fühlbar wird. Mag die Kunst des Schauspielers flüchtig sein, mit seinen Bücher hat er sich einen bedeutenden Gedenkstein gesetzt und den Nachgeborenen ein Werk der lebendigen Erinnerung, einer gediegenen Kunstauffassung und unbeugsamen politischen Haltung hinterlassen. Seine autobiographischen Geschichten handeln natürlich vom Theater, aber sie erzählen auch von den gesellschaftlichen Zuständen, unter denen Theater blüht oder vegetiert, und von den Leuten, die Theater machen." → eulenspiegel.com 
2005 folgte ein zweiter Band mit autobiografischen Geschichten unter dem Titel "Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen". Hierzu notiert der Verlag: "Am Anfang standen nur ein paar Notizen, dem tiefen Winter im Havelland abgetrotzt. Sie wuchsen zu einer Autobiografie in Ge­­schichten. Kein zweiter "Hase im Rausch", kein nochmaliges Eintauchen in den Theaterkosmos, sondern der private Eberhard Esche. Voller Witz und Ironie erlaubt er sich Zweifel und Einsicht gleichermaßen, klettert mit Wotan in den Weltenbaum (eine Esche, was sonst) und hält seine Grabrede vorsichtshalber selbst – einfach unverwechselbar. Das Vermächtnis eines großen Akteurs der deutschen Bühne." → eulenspiegel.com
  
Abbildung der Buch-Cover mit freundlicher Genehmigung
der "Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH"
Eberhard Esche: Diesem Vaterland nicht meine Knochen: Abbildung CD-Cover mit freundlicher Genehmigung der "Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH" Zuletzt stellte Esche Gedichte und Balladen von Peter Hacks1) zusammen – ein letztes Soloprogramm, das er Anfang 2006 unter dem Titel "Diesem Vaterland nicht meine Knochen" vortrug und welches kurz vor seinem Tod auch als Audio-CD auf den Markt kam. "Esche beherrschte virtuos den Wechsel vom Eleganten ins Freche, vom Groben ins Zarte, vom Strengen ins Verspielte, vom komischen in den hohen Ton. Diese CD ist ein besonderer Leckerbissen für die Freunde von Esches Vortragskunst." urteilt der Verlag. → eulenspiegel.com,
Mit dem charakteristischen Timbre seiner Stimme bereicherte er zudem etliche Hörspiele, eine Auswahl der in der ARD-Hörspieldatenbank aufgeführten Produktionen mit Eberhard Esche findet man hier am Ende des Artikels.
 
Abbildung CD-Cover mit freundlicher Genehmigung
der "Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH"
Eberhard Esche, Träger des "Eduard von Winterstein-Rings" des "Deutschen Theaters Berlin", erlag am 15. Mai 2006 im Alter von 72 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus seinem Krebsleiden; die letzte Ruhe fand er auf dem "Französischen Friedhof"1) in der Oranienburger Vorstadt1) von Berlin → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
 
Mit Eberhard Esches Tod ging einer der ganz Großen des DDR-Theaters, das Geheimnis von Esches Erfolg liegt wohl nicht nur in seinen Qualitäten als Darsteller, sondern auch in seiner markanten Stimme: Mit dem für ihn so charakteristischen, eigensinnigen Singsang zog er auf der Theaterbühne das Publikum ebenso in seinen Bann wie als Sprecher und Rezitator.5)   

Eberhard Esche in den 1990 Jahren im Hörspielstudio
Urheber: Fotograf Werner Bethsold1) (1925–2019);
Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons

Eberhard Esche in den 1990 Jahren im Hörspielstudio; Urheber: Fotograf Werner Bethsold; Lizenz: CC BY-SA 4.0; Quelle: Wikimedia Commons
Esche war in zweiter Ehe mit der niederländischen Schauspielerin und Regisseurin Cox Habbema (1944 – 2016) verheiratet, mit der er mehrfach vor der Kamera stand. Seine Tochter aus erster Ehe ist die 1965 geborene Schauspielerin Esther Esche1), außerdem hinterließ der Künstler aus der Beziehung mit der Autorin und Regisseurin Annette Reber1) (1964 – 2008) einen Sohn (geb. 1998).
Siehe auch Wikipedia, defa-stiftung.de, filmportal.de sowie
die Nachrufe bei berliner-zeitung.de, www.welt.de
Fremde Links: 1) Wikipedia, 3) fernsehenderdr.de, 5) fernsehserien.de
Quelle: 2) defa-sternstunden.de (Seite nicht mehr online), 5)  www.mdr.de (Seiten nicht mehr abrufbar)
    
Filme
Kinofilme / Fernsehen
Filmografie bei der Internet Movie Database sowie filmportal.de
(Link: Wikipedia, filmportal.de, defa-stiftung.de, fernsehenderddr.de, whoswho.de, prisma.de)
Kinofilme Fernsehen (Auszug)
Hörspielproduktionen (Auszug)
(Link: ARD-Hörspieldatenbank (mit Datum der Erstausstrahlung) bzw. Wikipedia) 
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