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Der erste deutsche Fernsehkoch Clemens Wilmenrod wurde am 24. Juli 1906 als Carl Clemens Hahn
im mittelhessischen Oberzeuzheim1)
(heute Stadtteil von Hadama1))
geboren, wuchs in dem nahe gelegenen kleinen Dörfchen Willmenrod1) im
Westerwald1)
auf, wo seine Eltern eine Mühle betrieben; den leicht abgewandelten Künstlernamen
"Wilmenrod" wählte er später nach seiner Heimatgemeinde. Beim neu entstandenen NWDR1)-Fernsehen in Hamburg präsentierte der ehemalige, bis dato nicht sehr erfolgreiche Schauspieler rund acht Wochen nach dem Start des regulären Sendebetriebs (25.12.1952) in dem 15-minütigen Format "Bitte, in zehn Minuten zu Tisch"3) anfangs zwei Mal wöchentlich (ab 1957 monatlich) am Freitagabend um 21:30 Uhr Rezepte mit so wohlklingenden und exotisch anmutenden Namen wie "Spaghetti Napoli" oder "Arabisches Reiterfleisch"1), wobei es sich bei letzterem Gericht eigentlich nur um eine gewöhnliche Boulette handelte. "In der ersten Sendung gab es einen Fruchtsaft im Glas, ein italienisches Omelett, Kalbsniere gebraten mit Konserven-Mischgemüse, danach einen türkischen Mokka. Alle Gerichte wurden live während der kurzen Sendezeit zubereitet und nach der Sendung von den Mitwirkenden verzehrt. " notiert Wikipedia. Von nun an zeigte der Mann mit der Stirnglatze und dem markanten Menjou-Bärtchen1), dass die Küche nicht nur aus Eintopf und Hausmannskost bestehen musste und "Don Clemente" avancierte als erster Fernsehkoch der Republik zum "Guru" für Geschmacksfragen, wurde mit seinen Köstlichkeiten aus aller Welt zum TV-Star und Inbegriff der deutschen Nachkriegs-Küche. Im tropisch heißen Studio, unterstützt von seiner im Hintergrund wirkenden Gattin Erika und dem vollelektrischen "Schnellbrater Heinzelkoch", der auch im Abspann jeweils Erwähnung fand, plauderte Wilmenrod charmant, würzte seine Rezepte mit Anekdoten und mit vermeintlichen Detailkenntnissen aus fernen Ländern und ließ sich klingende Namen für schlichten Gerichte einfallen ein paniertes Schnitzel taufte er beispielsweise "Venezianischen Weihnachtsschmaus". Wilmenrods Karriere war bis dahin eher erfolglos verlaufen, nach anfänglichem Klavierunterricht am Konservatorium in Limburg an der Lahn1), entschied er sich Anfang der 1930er Jahre für eine Laufbahn als Schauspieler und nahm in Düsseldorf1) Unterricht bei bei der Schauspielerin und Theaterleiterin Louise Dumont1). Anschließend folgten erste Engagements in Stendal1), am "Residenztheater" in Wiesbaden1) (ab 1935) sowie seit 1939 am "Komödienhaus" in Dresden1). "Noch Anfang 1945 wurde er zu den Panzergrenadieren einberufen und durch einen Schuss am Ohr verwundet. Für die auf 400 Manuskriptseiten niedergeschriebenen Erlebnisse seiner 111 Tage bei der Wehrmacht (Titel: "Ohne mich") fand er keinen Verleger. 1950 folgte ein Engagement am "Hessischen Staatstheater Wiesbaden"1), im selben Jahr lernte er Erika, die Tochter des Metzgermeisters Klink, kennen und heiratete sie; zusammen zogen sie 1951 nach Lübeck1). Zuvor war er kurzzeitig (19321933) mit der Schauspielerin Susanne Engelhart1) verheiratet gewesen. Nach einem Streit mit dem Intendanten des "Theater Lübeck" wechselte er nach Hamburg zu Peter Ahrweilers1) Kellertheater "Kleine Komödie" am "Neuen Wall 54"1)."3) Darüber hinaus übernahm Wilmenrod Chargenrollen in Kinostreifen wie als Kellner in der Operetten-Adaption "Hochzeitsnacht im Paradies"1) (1950), als Präsident in der Komödie "Wenn eine Frau liebt"1) (1950), als Hauptmann in der Satire "Die Frauen des Herrn S."1) (1951) oder als deutscher Unteroffizier in der Star-besetzten Hollywood-Produktion "Entscheidung vor Morgengrauen"1) (1951, "Decision Before Dawn"). In dem mit Wolfgang Wahl in der Titelrolle nach dem Roman "The Teahouse of the August Moon" von Vern Sneider1) gedrehten TV-Film "Die Geishas des Captain Fisby" (1953) hatte er mit der Figur des Montomura zwar eine etwas größere Aufgabe, dennoch konnte er in der Filmszene nicht Fuß fassen. Mitte der 1960er tauchte er noch einmal als Willi Wimmer in dem Lustspiel "Ein Ferienbett mit 100 PS"1) (1965) auf, mit Episodenrollen in den Krimiserien "Die fünfte Kolonne" (1966, Folge: "Ein Auftrag für "4); als Hoteldirektor Klingenberg) und "Das Kriminalmuseum" (1967, Folge "Die Kiste"4); als Bankangestellter Kaufhold) endete seine eher belanglose "Karriere" als Filmschauspieler. Die ARD Hörspieldatenbank weist zudem zwei Produktionen aus, bei denen er beteiligt war. So sprach er im ersten Teil von "Vorspiele zu Amphitryon"5) (EA: 23.01.1965) von Dieter Kühn1) den Göttervater Jupiter1), den, des Daseins in den olympischen Gefilden überdrüssig, die kulinarischen ebenso wie die erotischen Genüsse dieser Erde reizen. In dem Stück "Hautgoût"5) (EA: 25.06.1965) von Wolfgang Graetz1) war er der Wirt; beide Sendungen entstanden unter der Regie von Otto Kurth1). Der "Meisterkoch" war bei Berufskollegen umstritten, manche behaupteten, er könne gar nicht kochen, doch das kümmerte seine Fan-Gemeinde wenig und die Hausfrauen kochten nach, was immer er in seiner Sendung außergewöhnliches präsentierte: Wilmenrod "erfand" den "Toast Hawaii"1) mit der Ananasscheibe aus der Dose und der gefärbten, aromatisierten Cocktailkirsche obendrauf, der zum Klassiker der deutschen Partyküche avancierte (→ www.ndr.de), hatte das Rezept jedoch vermutlich von seinem Konkurrenten bzw. "Intim-Feind" Hans Karl Adam1) übernommen → www.fr.de. Er kreierte die "Blitzgulasch-Suppe", brutzelte ein "Giganto-Omelett" aus einem Straußenei oder machte das vorwiegend weibliche Publikum mit dem "Päpstlichen Huhn" angeblich nach einem Rezept des Leibkochs von Papst Pius V.1) aus dem 16. Jahrhundert , den "Würstchen mit Austern", den "Spaghetti nach Art der schwarzen Carola", der "Flambierten schwarze Banane", der "Gefüllten Erdbeere" oder der "Zwiebelsuppe René" bekannt. Sein Konterfei ließ er sich als Strichzeichnung (geschaffen von dem Karikaturisten Mirko Szewczuk1)) auf seine Kochschürze drucken, "sodass es sogar im Bild war, wenn die Kamera nur seine vor dem imponierenden Bauch hantierenden Hände zeigte. Sein Bild schaffte es 1959 sogar auf das Titelblatt des "Spiegel"1), allerdings unter dem Titel "Werbung in Gelee" → spiegel.de." kann man bei fernsehserie.de lesen. Leutselig begrüßte er die Zuschauer/-innen anfangs mit "Ihr lieben goldigen Menschen", später mit "Liebe Freunde in Lukull"1), warb auch schon mal für das eine oder andere Produkt, was in den Anfängen des Fernsehens ein Novum war, und gehörte somit zu den Pionieren, die für "Sponsoren" verdeckte Werbung machten. Wilmenrods Tun hatte bald marktbewegende Tendenzen, das erkannte schon 1954 das Düsseldorfer "Handelsblatt"1) und schrieb zum Gericht "Tessiner Fischschnitzel": "Als Wilmenrod Kabeljau auf eine besonders schmackhafte Art anbot, war Kabeljau am nächsten Tag in Düsseldorf1) restlos ausverkauft". Lebensmittel oder Haushaltsgeräte, die der Fernsehkoch in seinen Sendungen einsetzte, erfreuten sich einer regen Nachfrage, er selbst prangte auf so manchem Produkt und machte damit gutes Geld. Außerdem veröffentlichte er seine feuilletonistischen Bücher " Es liegt mir auf der Zunge" (1954), "Bitte, in zehn Minuten zu Tisch" Kochkunst für eilige Feinschmecker" (1956), "Brevier für Weltenbummler und Feinschmecker In Abrahams Schoß" (1958) und erreichte damit eine Auflage von mehr als 250.000 Exemplaren. Wilmenrods Küchenschaffen war geprägt von der konsumorientierten Neugierde der Nachkriegszeit er verwendete ohne Scheu Dosengemüse, Fertigsoßen und Ketchup bei der Zubereitung seiner Kreationen. Er stellte aber auch die kulinarischen Weichen für die sich entwickelnde Reisesehnsucht der Deutschen in jenen Jahren: Olivenöl, Knoblauch und italienische Pasta- und Pizzagerichte hatten ihren festen Platz in Wilmenrods Küche. Seine launigen Münchhausiaden, in gespielter Weltläufigkeit präsentiert und von mancherlei angeblichen Reisen kündend, taten ein Übriges, ihm in der neu entstehenden westdeutschen "Fernsehrepublik" zu Kultstatus zu verhelfen. ( ) Obgleich Wilmenrods Kulinarik dem Vergleich mit modernen Standards der Kochkunst kaum standhält, war seine Wirkung in den 1950er Jahren enorm; seine Sendungen waren jedes Mal "Straßenfeger". Als ein Zuschauer, Wilmenrod zufolge, ihn beschuldigte, die mit einer schlichten Mandel gefüllte Erdbeere nicht selbst erfunden zu haben, setzte er sich während der Sendung ein langes Küchenmesser auf die Brust und schwor, sich den Stahl ins Herz zu rammen, wenn irgendein Zuschauer anrufen würde, der schon einmal vorher eine gefüllte Erdbeere gegessen habe.3) Am 16. Mai 1964 wurde die populäre Sendung dann nach elf Jahren eingestellt und Clemens Wilmenrod hatte nach 185 Auftritten auf dem Bildschirm "ausgekocht". Mit einen letzten Auftritt vor der TV-Kamera präsentierte er sich in der erst am 6. Mai 1967 ausgestrahlten, musikalischen Show "Hotel Victoria"1) und gehörte zu den Gästen des "Hotel-Direktors" Vico Torriani, der in Liedform stets Anleitungen für die von ihm zubereiteten, internationalen Gerichte gab in der genannten Sendung "Jodel-Knödel mit Kalbshaxen". Der zungenfertige, erste Fernsehkoch der Nation starb am 12. April 1967 im Alter von 60 Jahren in einem Münchener1) Krankenhaus durch Freitod er erschoss sich, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen nachdem bei ihm eine unheilbare Magenkrebs-Erkrankung diagnostiziert worden war. Die letzte Ruhe fand Carl Clemens Hahn alias Clemens Wilmenrod auf dem Dorffriedhof der Gemeinde Willmenrod. "Das Grab wurde nach Ablauf der Ruhefrist aufgelöst, der Grabstein blieb aber erhalten und wurde später, ergänzt durch ein kleines Denkmal, an anderer Stelle auf dem Friedhof wieder aufgestellt." vermerkt Wikipedia → Foto bei knerger.de sowie Wikimedia Commons. Seine 1950 geschlossene Ehe mit Gattin Erika endete 1958 vor dem Scheidungsrichter. Der NDR1) verfilmte im Frühjahr 2008 den Aufstieg und Fall des ersten Fernsehkochs der Wirtschaftswunder-Zeit, dessen Leben so tragisch endete, mit dem Titel "Es liegt mir auf der Zunge"1). Unter der Regie von Kaspar Heidelbach1) verkörperte Jan Josef Liefers1) die schillernde Figur des einstigen kochenden TV-Pioniers Clemens Wilmenrod, Ehefrau Erika wurde von Anna Loos1) dargestellt auch im wahren Leben Liefers Ehefrau. Als Wilmenrods Mutter sah man Nadja Tiller, deren Ehemann Walter Giller hatte als Fernsehtechniker einen Mini-Auftritt. Die ARD strahlte den Film erstmals am 25. November 2009 aus → tittelbach.tv. |
Siehe auch Wikipedia,
www.ndr.de,
fernsehmuseum-hamburg.de
sowie die Artikel bei spiegel.de (26/1959), www.welt.de und spiegel.de (04.04.2008) |
Fremde Links: 1) Wikipedia, 2) fernsehserien.de, 4) Die Krimihomepage,
5) ARD Hörspieldatenbank Quelle: 3) Wikipedia (Stand u. a. 13.06.2025) |
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