Sœur Sourire
Die singende Nonne Sœur Sourire (französisch für "Schwester des Lächelns") wurde am 17. Oktober 1933 als Jeanne-Paule (Jeanine) Marie Deckers im belgischen Wavre bei Brüssel geboren und wuchs mit ihren vier Geschwistern anfangs in ihrem Geburtsland auf. Während des 2. Weltkrieges zog die Familie nach Frankreich, wo ihr Vater Mitglied der "Résistence" war, kehrte dann nach Kriegsende wieder nach Belgien zurück. Als junges Mädchen machte sie eine Ausbildung an einer Kunstschule und war vor ihrem Eintritt Anfang der 1950er Jahre in das bei Waterloo gelegene Dominikanerkloster Fichermont Zeichenlehrerin an einer Mädchenoberschule in Brüssel. Schon zu dieser Zeit hatte sie sich eine Gitarre gekauft und fing dann im Kloster an, das Instrument zu erlernen. Schwester Luc-Gabrielle, wie Jeanine Deckers nun als Nonne hieß, lockerte mit Unterstützung der Oberin das strenge Klosterleben mit ihrem Gesang und Spiel auf und hielt Gruppenabende für junge Mädchen ab; ihre Gitarre nannte sie "SœurAdèle".
Bei einer dieser Veranstaltungen bot ihr die Plattenfirma "Philips" einen Vertrag an, den sie mit Billigung des Ordens annehmen durfte. Die Einnahmen sollten dem Orden zufließen, da Nonnen aufgrund des Armutsgelübdes keine eigenes Besitztümer haben dürfen. Eine weitere Bedingung war, dass weder Name noch Foto von Schwester Gabrielle auf der Plattenhülle erscheinen durften.
  
1963 schrieb die "singende Nonne" das Lied "Dominique" als Ehrerbietung an den Gründer des Dominikanerordens, ein Titel der über Nacht zum Hit wurde und "Sœur Sourire", wie sie im nun im Showgeschäft hieß, ungemein populär werden ließ. Das Lied wurde millionenfach verkauft, hielt sich allein in Belgien 12 Wochen lang auf Platz 1 der Hitparade, war ebenfalls in den USA Spitzenreiter und gewann den "Grammy Award" als bestem Gospel Song des Jahres. Im Verlaufe der nächsten Monate schrieb und komponierte Sœur Sourire zahlreiche Chansons, zog sich dann aber vorübergehen ganz ins Klosterleben zurück und mied die Öffentlichkeit.
1965 verfilmte MGM das Leben der singenden Nonne mit Debbie Reynolds in der Titelrolle, die Songs aus "The Singing Nun"1) (Dominique – Die singende Nonne) wie beispielsweise "Brother John", "Sister Adèle", "Avec toi" oder "Petit Pierrot" stammten alle aus der Feder von Sœur Sourire. Der ziemlich klischeehafte und "honigsüße" Streifen stieß im Kloster auf Missbilligung und als Schwester Gabrielle ihren Plattenvertrag verlängern wollte, versagte ihr der Orden die Zustimmung. 1966 verließ sie das Kloster, änderte ihren Namen in "Luc Dominique", eine Kombination aus ihrem früheren Namen im Kloster und ihrem Hit, und wollte nun ihre Karriere als Sängerin ohne kirchlichen Segen fortsetzen.
Doch ohne Ornat war sie für viele keine Sensation mehr und die Verkäufe ihrer Platten stagnierten, vielleicht nicht zuletzt, weil sie nun keine fröhlichen Kirchen-Pop-Lieder mehr sang, sondern sich mehr kontroversen, progressiven Themen zuwandte; mit "La pillule d'or" etwa schrieb sie ein Loblied auf die gerade erfundene Anti-Baby-Pille.
 
Ende der 1970er Jahre machte sie kaum noch mit ihren Liedern Schlagzeilen, sondern vielmehr mit ihren Steuerschulden. Das Finanzamt verlangte 1978 Nachweise von ihr, was aus den Millioneneinnahmen ihres Hits "Dominique" und aus den Tantiemen für die Filmvorlage geworden sei. Das Kloster ließ sein ehemaliges Mitglied bei der Klärung "im Regen stehen" und Luc Dominique nahm zu Beginn der achtziger Jahre ein Remake von "Dominique" auf, um die umgerechnet 280 000 Mark Steuerschulden begleichen zu können; der ehemalige Hit wurde nun zum Flop. Auch das 1980 mit ihrer Freundin Annie Pécher (1944 – 1985) gegründete Heim für autistische Kinder musste aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten geschlossen werden. Ihre Lebensgefährtin Annie hatte Luc Dominique bereits kurz nach Verlassen des Klosters kennengelernt.  
Am 30. März 1985 schied die ehemalige "Schwester des Lächelns" zusammen mit Annie Pécher in ihrem Haus in Wavre, 25 Kilometer südlich von Brüssel, durch eine Überdosis an Barbituraten und Alkohol aus dem Leben. Die in den letzten Monaten ihres Lebens völlig verarmten Frauen wurden in einem gemeinsamen Grab auf dem Friedhof von Wavre beigesetzt → Foto der Grabstelle bei Wikimedia Commons.
 
Siehe auch Wikipedia
Link: 1) Wikipedia
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