Der Bassist Boris Christoff (auch: Christow) wurde am 18. Mai 1914 als Sohn eines Sprachlehrers im bulgarischen Plowdiw1) geboren, wo der Vater zu diesem Zeitpunkt als Lehrer tätig war; seine Familie stammte jedoch laut Wikipedia aus Bitola1) in Makedonien1). Der junge Boris wuchs ganz in der slawischen Tradition seiner Heimat auf, sang bereits als Kind, ebenso wie sein Vater, im örtlichen Gemeindechor. Seine beruflichen Pläne hatten jedoch zunächst nichts mit seinem stimmlichen Talent zu tun, er studierte Rechtswissenschaft und ob er später den Beruf des Richters ausgeübt hat, darüber gibt es unterschiedliche Angaben.
Schon während seines Studiums wirkte er unter anderem in dem international anerkannten "Gussla-Chor" mit, dessen Solist er schließlich wurde, sang in Wagners "Lohengrin"1) und "Tannhäuser"1). Während einer Vorstellung anlässlich des bulgarischen Nationalfeiertages, der auch der bulgarische König beiwohnte, wurde dieser auf die sonore, nobel klingenden Bassstimme Christoffs aufmerksam und ermöglichte ihm mit einem Stipendium eine professionelle Gesangsausbildung bei dem berühmten italienischen Bariton Riccardo Stracciari2) (1875 – 1955) in Mailand. 1943 kehrte Christoff für kurze Zeit nach Bulgarien zurück, bevor er nach Salzburg an das "Mozarteum" wechselte, um sein deutsches Repertoire zu vervollständigen. Aufgrund der Kriegswirren wollte er dann in die Schweiz emigrieren, wurde jedoch in ein Arbeitslager gesteckt, wo er mit anderen russischen Kriegsgefangenen einen Chor gründete.

Nach Ende des 2. Weltkrieges setzte Christoff seine Studien in Italien fort und gab dann am 28. Dezember 1945 unter anderem mit russischen Liedern und Arien aus Mussorgskis Oper "Boris Godunow"1) sein erstes Konzert, vier Wochen später konnte man Christoff im Römischen "Teatro Adriano" mit "Wotans Abschied" aus Wagners "Die Walküre"1) hören. Am 12. Mai 1946 gab er – ebenfalls in Rom – als Philosoph Colline sein Bühnendebüt in Puccinis "La Bohème"1) und wurde frenetisch gefeiert. Es folgten beeindruckende Auftritte, beispielsweise in Turin mit einer Rundfunkübertragung von Haydns Oratorium "Die Schöpfung"1), im August 1946 gestaltete er den Pharao in Rossinis "Moses in Ägypten"1) und gegen Ende des Jahres beeindruckte er als Kerkermeister Rocco in Beethovens "Fidelio"1). Seinen ersten Auftritt als Gralsritter Gurnemanz in Wagners "Parsifal"1) hatte Christoff Ende 1947 in Venedig, was von ihm selbst als sein eigentliches Debüt als Opernsänger angesehen wurde. Im gleichen Jahr war es auch gewesen, dass er an der Mailänder "Scala" den Mönch Pimen in Mussorgskis "Boris Godunow" sang. 1949 debütierte er am Londoner "Covent Garden" in der Titelrolle des "Boris", die zu seiner Glanzrolle werden sollte und als seine "Schicksalspartie" bezeichnet wird; später, zwischen 1958 und 1974, kehrte er regelmäßig nach London zurück und feierte dort auch als Philipp II. in Verdis "Don Carlos"1) große Triumphe.

Auf einen Erfolg in den USA musste Christoff zunächst noch warten, da ihm die amerikanischen Behörden 1950 das Einreisevisum verweigerten. So dauerte es noch sechs Jahre bis er auch erstmals in San Francisco als "Boris Godunow" das amerikanische Publikum begeisterte, in den kommenden Jahren trat er dann bis 1963 unter anderem regelmäßig in Chicago auf, die New Yorker "Metropolitan Opera" blieb ihm versagt. Mehr als 600 Mal soll Christoff Mussorgskis Titelheld an allen großen Opernbühnen der Welt gesungen haben und wurde als würdiger Nachfolger des berühmten russischen Bassbaritons Fjodor I. Schaljapins3) (1873 – 1938) angesehen. Doch auch mit seinen anderen großen Partien erlangte er internationale Anerkennung, gab umjubelte Vorstellungen: So beispielsweise als Méphistophéles in Gounods "Faust"1) oder der Titelpartie in Boitos "Mefistofele"1). Christoff glänzte als Fürst Galitzki sowie als Khan Kontchak in Borodins "Fürst Igor"1), mit der Titelrolle in Jules Massenets "Don Quichotte"1), als Oberpriester Ramphis in Verdis "Aida"1) oder als Goldschmied Pogner in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg"1) – um nur einiges zu nennen.
Für seine Rollen, insgesamt 120, hatte er, wie er einmal erklärte, viele Stimmen einsetzen können: "Ich singe meine 120 Rollen mit 40 Stimmen. Immer aber hört man meine Stimme heraus. Immer bin ich es, Boris Christoff, und stets ist es ein anderer Boris Christoff. Was den Boris angeht: In der ersten Szene bin ich der Zar aller Reußen. Entsprechend muss meine Stimme klingen, voller Kraft und Atem… Das Singen ist ein Metier, welches große Geduld und Fleiß verlangt. Man darf nicht nachlässig sein. Viele Künstler sagen 'Ich singe, stecke mein Geld ein und verschwinde. Ich, ich habe nie für Geld gesungen. Und ich lehne heute Rollen ab, die mich nicht interessieren."
3)
Daneben setzte Christoff sich auch für das Kunstlied ein und brachte vorzugsweise Werke von Modest, Mussorgski und Antonio Caldara, aber auch russische Volkslieder zu Gehör.
  
Mitte der 60er Jahre schien ein Gehirntumor die Karriere des Bassisten Boris Christoff und vielleicht auch sein Leben ein endgültiges Ende bereiten zu wollen. Mit gewaltiger Energie überwandt Christoff die Folgen der Operation. Ende der 70er Jahre schien er seine Karriere endgültig beenden zu wollen, aber einige Jahre später überraschte er die Opernwelt mit dem Comeback einer erstaunlich intakten Stimme.4)

Der legendäre Bassist Boris Christoff, der mit Franca de Rensis, Tochter seines Mentors, dem Musikkritiker und Autor Raffaelo de Rensis, verheiratet (1879 – 1970) war, starb am 28.  Juni 1993 mit 74 Jahren in Rom. Seine sterbliche Hülle wurde nach Sofia überführt, wo dem legendären Sänger in der "Alexander-Newski-Kathedral" ein Staatsbegräbnis zuteil wurde.
Briefmarke Boris Christoff 1969 wurde Christow mit dem "Léonie-Sonning-Musikpreis" ausgezeichnet. In der Hauptstadt Sofia wurde ein Musikzentrum nach ihm benannt, das vom bulgarischen Staat mit dem "Europäischen Kulturerbe-Siegel" ausgezeichnet worden ist.5)
Ihm zu Ehren wurde 1994 in seiner Heimat Bulgarien eine Briefmarke herausgebracht.

Siehe auch Wikipedia sowie den Artikel (in englisch) bei www.borischristoff.dir.bg
Link: 1) Wikipedia (deutsch), 2) Wikipedia (englisch), 3) Kurzportrait innerhalb dieser HP
Quelle:
3) Jürgen Kesting: "Die Großen Sänger des 20. Jahrhunderts", Sonderausgabe für Cormoran Verlag München, 1993, S. 691/692
4) "Grosse Stimmen" von Jens Malte Fischer, Verlag J. B. Metzeler, Stuttgart 1993, S. 293
5) Wikipedia (abgerufen 21.12.2011)
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