Gemeinsame Filme;
(ohne Gummo, ab 1935 ohne Zeppo))

The Marx Brothers, das sind die in New York City geborenen Brüder

  • Chico (Leonard) Marx (* 26.03.1886, † 11.10.1961 in Hollywood).
  • Harpo (Adolph, genannt Arthur) Marx (* 23.11.1888, † 28.09.1964 in Los Angeles),
  • Groucho (Julius Henri) Marx (02.10.1890, † 19.08.1977 in Los Angeles),
  • Gummo (Milton) Marx (23.10.1892, † 21.04.1977 in New York City), und
  • Zeppo (Herbert) Marx (25.02.1901, † 30.11.1979 in Palm Springs).

Die Marx Brothers (von oben nach unten) Chico, Harpo,
Groucho und Zeppo im Jahre 1931 (Fotografie von
Ralph F. Stitt ("Rivoli Theatre"))
Quelle: Wikimedia Commons: Dieses Bild ist unter der digitalen
ID cph.3c26207 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der
US-amerikanischen "Library of Congress"1) abrufbar;
Genehmigung: No copyright found; checked by staff December 2000

(Links: Wikipedia)

Die Marx Brothers (von oben nach unten) Chico, Harpo, Groucho und Zeppo im Jahre 1931 (Fotografie von Ralph F. Stitt ("Rivoli Theatre")); Quelle: Wikimedia Commons: Dieses Bild ist unter der digitalen ID cph.3c26207 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen "Library of Congress" abrufbar; Genehmigung: No copyright found; checked by staff December 2000
 
Die Vorfahren der Marx Brothers stammten aus Deutschland, genauer gesagt aus dem kleinen ostfriesischen Dorf Dornum1). Lafe Schönberg – sein wirklicher Vorname war Levy – wurde hier 1823 geboren und wirkte in dem verschlafenen Nest hinterm Deich als Bauchredner und Regenschirmmacher. Er heiratete Fanny Salomons und das Paar bekam mehrere Kinder, darunter Tochter Miene1) (1865 – 1829). Die Großeltern Schönberg waren eher mäßige Schausteller, die sich auf Jahrmärkten ihr Geld verdienten, er wie gesagt als Bauchredner, sie spielte Harfe und jodelte dazu. Da das Bauchrednergeschäft nicht so recht florierte, wanderete die Famile um 1880 wie Millionen andere Europäer ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus und ließen sich in New York City nieder. Doch dort war der Bedarf an deutschsprachigen Bauchrednern noch geringer als im Ostfriesischen. Lafe versuchte sich als Regenschirm-Reparateur, ebenfalls nicht gerade erfolgreich. Die Familie hatte es nicht finanziell leicht, aber irgendwie ging's immer.
Tochter Miene – jetzt Minnie – wuchs heran und heiratete am 18. Januar 1884 Simon Samuel Marix, genannt "Frenchie", der 1861 in Mertzwiller1) im Elsass1) geboren worden war, ab 1881 in New York City lebte und sich von da an "Sam Marx" nannte. Der Vater der Brüder war zuerst Tanzlehrer, dann, laut Groucho, der wohl schlechteste Herrenschneider der westlichen Hemisphäre. Er weigerte sich beharrlich, ein Zentimeterband in die Hand zu nehmen und vertraute lieber seinem katastrophalen Augenmaß. Hingegen waren seine Kochkünste laut übereinstimmenden Aussagen phänomenal. Gleich nach der Hochzeit wurde 1885 der erste Sohn, Manfred, geboren. Drei Jahre später kam Leonard zur Welt. Manfred starb im Alter von drei Jahren bei einem Unfall, im selben Jahr erblickte Sohn Nr. 3 Adolph Arthur das Licht der Welt, dann 1890 Julius Henry. Zwei weitere, Milton und Henry, machten die Familie dann komplett → Foto der Marx-Familie bei Wikimedia Commons. Von den gemeinsamen Söhnen entwickelten Leonhard (Chico – der Weiberheld), Adolph/Arthur (Harpo – der Harfenspieler) und Julius (Groucho – der Grantler) eigenständige, unvergessliche Figuren. Die beiden anderen, Milton (Gummo) und Herbert (Zeppo), spielten nur in der ersten Zeit eine Rolle im Showbusiness. Übrig blieben die drei anarchischsten Rabauken der Filmgeschichte. Geprägt durch die künstlerischen ambitionierten (wenn auch erfolglosen) Vorfahren war es kein Wunder, dass die "Minnies Boys", wie sie auch manchmal genannt wurden, eine Karriere im Showgeschäft anstrebten. Unter der Leitung der resoluten Mutter, Minnie Marx, begannen die Marx Brothers 1907 mit der Bühnenlaufbahn an Vaudeville1)-Bühnen unter dem Namen "The Three Nightingales": Das waren Groucho und Gummo Marx, sowie Mabel O'Donnell. Kurz darauf stieß Harpo dazu und sie waren nach Ausscheiden von Mabel O'Donnell, zusammen mit Lou Levy "The Four Nightingales". Schließlich aber bildeten Groucho, Gummo, Harpo, ihre Mutter Minnie und deren Schwester Hannah Schickler sowie Freddie Hutchins "The Six Mascots". Ab 1912 nannten sie sich "3 Marx Brothers &Co." Und als Chico dazukam "4 Marx Brothers and Company". Vor Beginn der Broadway1)-Karriere verließ Gummo die Truppe und wurde durch Zeppo ersetzt. Diese zunächst beinharte und zum größten Teil schlecht bezahlte "Schule" brachte dann Anfang der 1920er Jahre endlich den erhofften Erfolg, als sie als Komiker-Gruppe "The Marx Brothers" gemeinsam auftraten. Ein befreundeter Komiker verpasste ihnen ihre Künstlernamen: Harpo, weil er so schön die Harfe zu spielen wusste, Chico, weil er immer hinter den Mädchen (Chicks) her war, und Groucho, weil er meist etwas griesgrämig wirkte. Bereits in den ersten Kabarett-Jahren legten sich die Brüder auf bestimmte Rollentypen fest und nahmen eine ganz eigene, persönliche Charakteristik an:
Groucho simulierte mit großem, angemaltem Schnurrbart, Mittelscheitel, Brille, langer Zigarre und schlecht sitzendem Anzug den Vertreter der guten Gesellschaft. Mit seinen stets beleidigenden Sprüchen, bei denen er Worte und Sätze ständig verdrehte, machte er gleichermaßen seinen eigenen Charakter zum Zerrbild und war oft der brutale, hinterhältige Zyniker.
  
Chicos Erscheinung, als der der raffinierte "Macher", basierte auf dem traditionellen italienischen Straßenhändler: zusammengewürfelte Kleidung, erfolglose, linkisch ausgeführte Intrigen, übertriebener italienischer Akzent und wilde Kalauer. Er spielte brillant Klavier und schoss dabei mit dem Zeigefinger auf die Tasten.

Groucho Marx (links) mit Bruder Chico 1937
Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos)
von "UCLA Library Digital Collection"; 
Urheber: "Los Angeles Daily News"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed

Groucho Marx (links) mit Bruder Chico 1937; Quelle: Wikimedia Commons (Ausschnitt des Originalfotos) von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Daily News"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed
Mit seinem Klavierspiel in seiner berühmten "Pistolenfingertechnik" sorgte er in jedem der dreizehn Marx Brothers-Filme stets für ein musikalisches wie akrobatisches Intermezzo. Die Pistolenfingertechnik war ein Resultat daraus, dass Chicos Klavierlehrer im Grunde nur einhändig spielte, während er mit der anderen Hand musikalische Effekte weitgehend vortäuschte. So wurde auch Chico zu einem weitgehend einhändigen Pianisten, der mit seiner zweiten Hand beim Musizieren nicht viel anfangen konnte und so damit begann, Späße zu treiben2)
Harpo spielte mit ausdrucksstarker Mimik den Stummen mit der strubbeligen Wollperücke und dem zu großen Mantel. Wie Chico war er ein talentierter Musiker. Er spielte Harfe, macht sich mit einer Autohupe verständlich, die er aus der Tiefe seiner Hosentasche zog. Er war exzentrisch in seiner Zerstörungswut: Er stopfte alles in sich hinein, auch den Inhalt von Tintenfässern, schnitt mit einer Schere Krawatten, Frackschöße und Röcke ab. Keiner konnte wie er ein Klavier oder einen Flügel während des Spieles auseinandernehmen und am Ende die Saiten als Harfe benutzen. Dabei war sein Spiel völlig losgelöst von der Handlung. Sein Auftritt glich einer Kabarett- oder Zirkusnummer: Er setzte sich hin und spielte los, meist ein klassisches Stück. Am Ende gähnte er, als sei er höchst gelangweilt.

Zeppo
hatte die undankbarste Rolle. Als jüngster Bruder kam er zu der Truppe, als sie schon stand, und das auch nur, weil der Fünfte im Bunde, Gummo schon früh ausstieg. Zeppos Figur war am wenigsten ausgeprägt, er verkörperte meist den "normalen" eleganten Typus. Er versucht sich fünf Filme lang als ungeschickter romantischer Held. Doch dann zog er sich 1933 aus dem Showgeschäft zurück und arbeitete unter anderem als Theateragent. Zeppo war in den ersten fünf Marx-Brothers-Filmen der "straight man" der Truppe, auf dessen Kosten die Witze gemacht wurden, oder der romantische Liebhaber, bevor er seine Schauspielkarriere aufgab. Sein Filmcharakter war so farblos, dass er nicht gegen die Figuren seiner Brüder Groucho, Harpo oder Chico bestehen konnte und "ihn das Publikum stets mit den Statisten verwechselte" (Georg Seeßlen1): "Klassiker der Filmkomik", S. 64). Seine Rolle wurde daher in späteren Filmen oft von anderen Schauspielern übernommen.2)
    
In den Jahren 1924 bis 1928 feierten die Brüder am Broadway sensationelle Erfolge mit den Musicals "I'll Say, She Is" (1924) von Tom Johnstone (Musik und Will B. Johnstone (1881 – 1944; Texte) → Wikipedia (englisch), "The Cocoanuts" (1925) von Irving Berlin1) (Musik) und George S. Kaufman1) (Buch) → Wikipedia (englisch) sowie "Animal Crackers" (1928) von Bert Kalmar/Harry Ruby1) (Musik/Lyrics) und George S. Kaufman/Morrie Ryskind1) (Buch) → Wikipedia (englisch). Mit der Verfilmung der beiden letzten, überaus erfolgreichen Stücke durch die "Paramount"1) begann die Kinokarriere des Teams. Der von Robert Florey und Joseph Santley gedrehte Streifen "The Cocoanuts"1) gelangte ab Mai 1929 in die Lichtspielhäuser → Wikipedia (englisch), gefolgt unter der Regie von Victor Heerman1) "Animal Crackers"1) im August 1930 → Wikipedia (englisch). Sie waren von nun an die Anarchisten der Filmkomödie, "Paramount" produzierte auch die nächsten Marx Brothers-Filme.
Als blinde Passagiere begegnete man den Marx Brothers 1931 in "Die Marx Brothers auf See"1) ("Monkey Business") unter der Regie von Norman Z. McLeod1) auf einem Ozean-Liner. In dem ebenso geistreichen wie köstlich augenzwinkernden Spiel mit grotesken Situationen strapazieren die Marx Brothers die Lachmuskeln ihrer Zuschauer/-innen. Prisma.de notiert: "Monkey Business" ist nicht nur der erste Film, den die Marx Brothers in Hollywood und in Zusammenarbeit mit "Paramount Pictures" drehten, sondern auch ihr erstes Projekt, das nicht auf einem ihrer Theaterstücke basiert, sondern von Anfang an als Kinofilm geplant war. Schon in diesem frühen Werk sind alle Eigenschaften eines typischen Marx Brothers-Films vorhanden. Die Anarchie, die die genialen Vier verbreiten, wo immer sie auftreten, ist ebenso Teil des Films wie die musikalischen Einlagen Chicos auf dem Klavier und Harpos auf der Harfe. Die Handlung ist mehr oder weniger Vehikel für die grimmigen Gags der Marx Brothers, für die surreal-stummen Späße von Harpo wie für den Wortwitz Grouchos. Trotzdem liegt auch ein wenig Ernst in der Handlung mit ihrer Immigrantenthematik, in der die reale Biografie der Marx Brothers durchscheint. Zu Beginn des Films sind sie die absoluten Außenseiter. Mit ihrem Humor und verrückten Tricks schaffen sie es aber, bis in die oberen Gesellschaftskreise aufzusteigen – eine Geschichte, die den American Dream bestätigt und zugleich ad absurdum führt." Und für filmdienst.de ist es "Eine turbulente und hintergründige Parodie auf amerikanische Operetten- und Gangsterfilme, die mit ihrer aggressiven Komik zugleich Attacken gegen Konventionen der Gesellschaft reitet."
   
"Die Marx Brothers auf der Universität"1) (1932, "Horse Feathers"), im deutschsprachigen Raum auch veröffentlicht unter "Blühender Blödsinn", hieß die von Norman McLeod1) inszenierte, hinreißende Parodie auf den amerikanischen College-Betrieb. "Rektor" Groucho legt besonderen Wert auf eine gut funktionierende Football-Mannschaft. Was mit Spieltalent nicht zu schaffen ist, machen die Fouls. Komödien wie "Die Marx Brothers im Krieg"1) (1933, "Duck Soap"), (nun ohne Zeppo) "Skandal in der Oper"1) (1935, "At the Opera") oder "Ein Tag beim Rennen"1) (1937, "A Day At The Races"), – die beiden letztgenannten wurden vom legendären Irving Thalberg1) (mit) produziert –, fanden damals ein begeistertes Publikum.
  
Szenenfoto mit mit Groucho Marx (rechts) als Arzt Dr. Hugo Z. Hackenbush und Chico als Tony, der Fahrer des Sanatoriumsbusses, aus dem Film "Ein Tag beim Rennen" (1937); Quelle: Wikimedia Commons von "UCLA Library Digital Collection"; Urheber: "Los Angeles Daily News"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed
Szenenfoto mit mit Groucho Marx (rechts) als Arzt Dr. Hugo Z. Hackenbush
und Chico als Tony, der Fahrer des Sanatoriumsbusses,
aus dem Film "Ein Tag beim Rennen" (1937)
Quelle: Wikimedia Commons von "UCLA Library Digital Collection"; 
Urheber: "Los Angeles Daily News"; Lizenz: CC BY 4.0 Deed
   
Es folgten die amüsanten Geschichten "Room Service"1) (1939), "Die Marx Brothers im Zirkus"1) (1939, "At the Circus") und die anarchische Slapstick-Komödie "Go West"1) (1940), die "die durch eine Vielzahl von Gags als übermütige Western-Parodie angelegt ist; ein vergnügliches Spiel mit Genre-Zitaten, hintergründigem Wortwitz und absurder Komik."vermerkt filmdienst.de. Anschließend tummelte sich komische Trio in "Die Marx Brothers im Kaufhaus"1) (1941, "The Big Store"), legten "als Detektive dem betrügerischen Geschäftsführer (Douglass Dumbrille1)) das Handwerk und verhelfen dem singenden Neffen (Tony Martin1)) der Besitzerin (Margaret Dumont1)) zum Erbe."3) Nach fünfjähriger Pause verbrachten sie "Eine Nacht in Casablanca"1) (1946, "A Night in Casablanca") und "kämpfen gegen eine Handvoll Nazis, die in einem Hotel in Casablanca einen aus Frankreich geraubten Schatz versteckt halten. Die aberwitzige Story schafft dabei genügend Raum für eine rasante Abfolge von Gags und virtuos komischen Nummern." kann man bei filmdienst.de lesen. Der letzte gemeinsame Film war die Slapstick-Komödie "Love Happy"1) (1949) mit der noch unbekannten Marilyn Monroe in einer Nebenrolle als Klientin des Detektivs Sam Grunion (Groucho Marx)  – "temporeich und anarchisch in seiner Komik, in einer Mischung aus sarkastischem Wortwitz, Slapstick und Musiksketches in Szene gesetzt." urteilt filmdienst.de → Übersicht gemeinsame Filme.
"Ein letztes, für 1960 geplantes Filmprojekt, bei dem die Marx Brothers unter der Regie von Billy Wilder1) noch einmal die Hauptrollen spielen sollten, kam wegen des schlechten Gesundheitszustands von Chico nicht mehr zustande. Es sollte eine Antikriegssatire im Stil von "Duck Soup"1) werden. Selbst Groucho, der damals kein großes Interesse mehr an weiteren Marx Brothers-Filmen hatte, soll von dem Projekt begeistert gewesen sein, weil er Billy Wilder für einen der besten Regisseure hielt." wird bei Wikipedia ausgeführt.
  
In den 1930er Jahren verdienten die Marx Brothers unter anderem auch mit ihren Radio Shows vergleichsweise mehr als beispielsweise die legendäre Greta Garbo zu selben Zeit beim "Zwischen 1932 und 1933 entstanden insgesamt 26 Folgen der Radioshow "Flywheel, Shyster & Flywheel"1), in denen Groucho den Rechtsanwalt Waldorf T. Flywheel sprach und Chico seinen Gehilfen Emmanuel Ravelli. Die ersten drei Folgen wurden unter dem Titel "Beagle, Shyster & Beagle" ausgestrahlt; der Titel wurde dann geändert, nachdem ein New Yorker Rechtsanwalt namens Beagle mit einer Klage gedroht hatte. Einige Dialoge der Radiosendungen fanden später auch Verwendung in den Filmen der Marx Brothers.Film."2)
Nach Ende des 2. Weltkriegs zogen sich die meisten der Brüder ins Privatleben zurück, bis auf Groucho, der vom Showbusiness nicht lassen konnte. Er hatte eigene Fernseh-Shows und trat in diversen Filmen als Gast auf. Groucho Marx darf ohne Zweifel auch als einer der ersten und stilprägendsten TV-Talkmaster bezeichnet werden. Seine Quiz-Show "You Bet Your Life"1) lief zwischen 1947 und 1956 im Radio sowie parallel von 1950 bis 1961 im Fernsehen und war eine der beliebtesten Sendungen des Genres.Groucho Marx fungierte als Moderator, assistiert von George Fenneman (1919 – 1997), der als Ansager bzw. "seriöser" Gegenpart Grouchos Stichwortgeber spielte; die Show wurde fünf Mal für den "Emmy"1) nominiert → Wikipedia (englisch). 1962 versuchte Groucho mit "Tell It to Groucho"4) mit einem ähnlichen Format an den Erfolg anzuknüpfen, doch nach nur fünf Monaten wurde die Produktion eingestellt.
Wiederentdeckt wurden die "Marx Brothers"- Filme während der 1968er Studentenbewegung aufgrund ihres aggressiv anarchischen Humors, der sich gegen jegliche Autorität richtet und erreichten umgehend Kultstatus. Anfang der 1990er Jahre entstand von David Leaf und John Scheinfeld die zweistündige TV-Dokumentation "Die unbekannten Marx Brothers" (1993, "The Unknown Marx Brothers").
 

Fremde Links: 1) Wikipedia, 4) fernsehserien.de
2) Quelle: Wikipedia, 3) Quelle: filmdienst.de
Textbausteine von der nicht mehr existierenden Website.herrenzimmer.de
Englischsprachige Website: marx-brothers.org
Siehe auch Wikipedia (deutsch), Wikipedia (englisch)
Harpo Marx: Zu seinem 100. Geburtstag
aus HARPA Nr. 12 (4/1993)
 
Welcher Filmliebhaber kennt sie nicht, die merkwürdige und immer wieder überraschende Wendung der Dinge in den Marx-Brothers-Filmen: Eben noch gesteigerte, sich überschlagende Aktivität – ein Wortduell von Groucho und Chico beispielsweise, oder Harpo, laut hupend eine Blondine durch die Szene jagend – , da taucht völlig unmotiviert oder zumindest sehr "an den Haaren herbeigezogen" eine Harfe auf. Jedes Mal hält man den Atem an, aber der ganze anarchische Klamauk hat ihr nichts an, ihr nicht, und dem Spieler Harpo nicht, der nun die Blondinen, Karotten und glücklicherweise auch seine Messersammlung vergisst, sich an die Harfe setzt, noch einmal mit den Augen rollt und spielt.

Er spielt und taucht den Zuschauer in eine Welle von Akkorden und Glissandi ein und löst darin vorübergehend jeglichen Bezug zu Raum und Zeit auf. Sein Harfenspiel entspricht auf einer anderen Ebene seinen skurrilen Einfällen in den Szenen, die andauernd die Filmhandlung zunichte machen. Aber was spielt er eigentlich? Da sitzt man als Musiker und meint immer wieder, Bekanntes zu greifen – schon hat es sich in ungeahnten Arpeggien aufgelöst. Es klingt so, als ob da jemand seine Klassiker und Impressionisten zwar kennen würde, aber lieber sehr entspannt seiner Harfe freien Lauf ließe. An der Harfe sei er am meisten er selbst, hat Harpo geäußert, das Andere, mit der Perücke und den Attributen, sei eher eine Rolle.
Adolph Marx alias Harpo wurde im November 1893 in New York als dritter Sohn einer armen jüdischen Einwandererfamilie geboren. Diese Familie ist eine Geschichte für sich: Mütterlicherseits stammte sie aus Norddeutschland; Harpos Großvater war Bauchredner, die Großmutter spielte die kleine Harfe der Straßenmusikanten.
Die väterliche Linie kam aus dem Elsass. Mutter Minnie, ein PR- und Managergenie, brachte ihren Bruder Al und nach dessen Erfolg ihre Söhne auf die Bühne des damals florierenden Vaudeville-Theaters und von dort aus ins Filmgeschäft. Dabei fiel dem eher schüchternen, aber mimisch begabten Jungen die Rolle des Stummen zu, womit er ein Stück Stummfilmerbe in den Sprachfilm herüberrettete. Die Rolle des Harfenisten hatte ihm die Mutter im Laufe der Tourneen zugedacht, um den Auftritten zu mehr Niveau zu verhelfen.
Harpo:"The act needed more class, badly." Als Mime wie als Harfenist war Harpo Autodidakt.

Über den Menschen, Komiker und Harfenisten gibt Harpos Autobiographie "Harpo speaks!" (auf deutsch "Harpo spricht!", Neuauflage 1992 in der Sammlung Luchterhand) einigen Aufschluss, vor allem über seine Perspektive der Welt: Das Leben stellt sich dem Komikbegabten hauptsächlich als eine Serie von witzigen Situationen und merkwürdigen Charakteren dar. Dazu gehören auch die Harfenanekdoten, die man als solche genießen muss!
Zum Beispiel die Geschichte mit dem Engel: Erst ein Plakat bei Woolworth mit dem klassisch-kitschigen Motiv: Engel mit Harfe auf Wolke, brachte Harpo darauf, auf welche Schulter das Instrument eigentlich gehört – nach etlichen Auftritten, versteht sich. Oder die vom ersten "klassischen" Unterricht: Der Harfenprofi ließ sich die Stunde bezahlen, die damit verging, dass Harpo das ganze Repertoire seiner selbstgebastelten Technik vorführte. Da war die zufällige Begegnung mit Mildred Dilling in einem Harfengeschäft entschieden fruchtbarer: Sie ließ ihn bei seiner Technik und vermittelte ihm dennoch eine gewisse klassische Basis; außerdem wurde sie die rettende Instanz in sämtlichen harfenistischen Notlagen. Den letzten Schliff gab Harpo aber sein musikstudierter Sohn Bill, der Harpos geniale Tricks um einen systematischen Ansatz erweiterte. Von ihm stammt auch die skurrilste aller Anekdoten: Für die Plattenaufnahmen, die er von seinem Vater machte, musste Bill sich vor der Harfe auf den Rücken legen und den Taktstock schwingen, um dem Vater ein Mindestmass an rhythmischer Struktur abzugewinnen. Nach seiner Beschreibung besaß Harpo eine geniale harmonische Begabung, gepaart mit dem völligen Fehlen der Empfindung für Rhythmus und Metrik…
Nein, mit klassischen oder allzu schulmeisterlichen Maßstäben kommt man dem Phänomen Harpo nicht auf die Spur – er wirkt in seinem Bereich, dem Film, in dem er uns auch nach seinem Tod 1964 erhalten geblieben ist. Und mit ihm die beste Waffe im Kampf gegen das Harfenklischee: Wann auch immer die Platitüde über blonde Engel an der Harfe auftaucht, stelle ich die Frage: Kennen Sie Harpo Marx?
 
Text Mit freundlicher Genehmigung

   
Gemeinsame Filme der Marx Brothers
(ohne Gummo, ab 1935 ohne Zeppo))
Filmografie Chico Marx, Harpo Marx, Groucho Marx, Gummo Marx, Zeppo Marx
bei der "Internet Movie Database"
(Fremde Links: Wikipedia, prisma.de (deutscher Titel); R = Regie)
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