The Marx Brothers

The Marx Brothers, das sind die in New York geborenen Brüder

Chico (Leonard) Marx, geb. am 26.03.1886 in New York, gest. am 11.10.1961 in Beverly Hills,
Harpo (Adolph, genannt Arthur) Marx, geb. am 21.11.1888 in New York, gest. am 28.9.1964 in Los Angeles,
Groucho (Julius Henri) Marx, geb. am 02.10.1890 in New York, gest. am 19.08.1977 in Los Angeles,
Gummo (Milton) Marx, geb. 23.10.1892 in New York, gest. am 21.04.1977 in New York, und
Zeppo (Herbert) Marx, geb. am 25.02.1901 in New York, gest. am 30.11.1979 in Palm Springs.
(Die Links führen zur Kurzbiografie von Wikipedia)

 
Die Vorfahren der Marx-Brothers stammten aus Deutschland, genauer gesagt aus dem kleinen ostfriesischen Dorf Dornum. Lafe Schönberg – sein wirklicher Vorname war Levy – wurde hier 1823 geboren und wirkte in dem verschlafenen Nest hinterm Deich als Bauchredner und Regenschirmmacher. Er heiratete Fanny Salomons und das Paar bekam mehrere Kinder, darunter die Tochter Miene1) (1865 – 1829). Opa und Oma Schönberg waren miserable Schausteller, er wie gesagt Bauchredner und Weiberheld, sie spielte Harfe und jodelte. Sie wanderten um 1880, da das Bauchrednergeschäft nicht so recht florierte, wie Millionen andere Europäer ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus und ließen sich in New York nieder. Doch in New York war der Bedarf an deutschsprachigen Bauchrednern noch geringer als im Ostfriesischen. Lafe versuchte sich als Regenschirm-Reparateur. Ebenfalls erfolglos. Die Familie hatte es nicht finanziell leicht, aber irgendwie ging's immer.

Tochter Miene – jetzt Minnie – wuchs heran und heiratete am 18. Januar 1884 Simon Samuel Marix, genannt "Frenchie", da seine Familie aus dem Elsass stammte; ab 1881 lebte er in New York und nannte sich seither Sam Marx. Der Vater der Brüder war zuerst Tanzlehrer, dann, laut Groucho, der wohl schlechteste Herrenschneider der westlichen Hemisphäre. Er weigerte sich beharrlich, ein Zentimeterband in die Hand zu nehmen und vertraute lieber seinem katastrophalen Augenmaß. Hingegen waren seine Kochkünste laut übereinstimmenden Aussagen phänomenal. Gleich nach der Hochzeit wurde der erste Sohn, Manfred, geboren. Drei Jahre später kam Leonard zur Welt. Manfred starb im Alter von drei Jahren bei einem Unfall, im gleichen Jahr erblickte Sohn Nr. 3 Adolph Arthur das Licht der Welt, dann 1890 Julius Henry. Zwei weitere, Milton und Henry, machten die Familie dann komplett. Von den gemeinsamen Söhnen entwickelten Leonhard (Chico – der Weiberheld), Adolph/Arthur (Harpo – der Harfenspieler) und Julius (Groucho – der Grantler) eigenständige, unvergessliche Figuren. Die beiden anderen, Milton (Gummo) und Herbert (Zeppo), spielten nur in der ersten Zeit eine Rolle im Showbusiness. Übrig blieben die drei anarchischsten Rabauken der Filmgeschichte.

Geprägt durch die künstlerischen ambitionierten (wenn auch erfolglosen) Vorfahren war es kein Wunder, dass die "Minnies Boys", wie sie auch manchmal genannt wurden, eine Karriere im Showgeschäft anstrebten. Unter der Leitung der resoluten Mutter, Minnie Marx, begannen die Marx-Brothers 1907 mit der Bühnenlaufbahn auf Vaudeville-Bühnen unter dem Namen "The Three Nightingales": das waren Groucho und Gummo Marx, sowie Mabel O'Donnell. Kurz darauf stieß Harpo dazu und sie waren nach Ausscheiden von Mabel O'Donnell, zusammen mit Lou Levy "The Four Nightingales". Schließlich aber bildeten Groucho, Gummo, Harpo, ihre Mutter Minnie und deren Schwester Hannah Schickler und Freddie Hutchins "The Six Mascots". Ab 1912 nannten sie sich "3 Marx Brothers &Co." Und als Chico dazukam "4 Marx Brothers and Company". Vor Beginn der Broadway-Karriere verließ Gummo die Truppe und wurde durch Zeppo ersetzt. Diese zunächst beinharte und zum größten Teil schlecht bezahlte Schule brachte dann Anfang der 20er Jahre endlich den erhofften Erfolg, als sie als Komiker-Gruppe "The Marx Brothers" gemeinsam auftraten. Ein befreundeter Komiker verpasste ihnen ihre Künstlernamen: Harpo, weil er so schön die Harfe zu spielen wusste, Chico, weil er immer hinter den Mädchen (Chicks) her war, und Groucho, weil er meist etwas griesgrämig wirkte.

Bereits in den ersten Kabarett-Jahren legten sich die Brüder auf bestimmte Rollentypen fest und nahmen eine ganz eigene, persönliche Charakteristik an:
Groucho simulierte mit großem, angemaltem Schnurrbart, Mittelscheitel, Brille, langer Zigarre und schlecht sitzendem Anzug den Vertreter der guten Gesellschaft. Mit seinen stets beleidigenden Sprüchen, bei denen er Worte und Sätze ständig verdrehte, machte er gleichermaßen seinen eigenen Charakter zum Zerrbild und war oft der brutale, hinterhältige Zyniker.
Chicos Erscheinung, als der der raffinierte "Macher", basierte auf dem traditionellen italienischen Straßenhändler: zusammengewürfelte Kleidung, erfolglose, linkisch ausgeführte Intrigen, übertriebener italienischer Akzent und wilde Kalauer. Er spielte brillant Klavier und schoss dabei mit dem Zeigefinger auf die Tasten. Mit seinem Klavierspiel in seiner berühmten "Pistolenfingertechnik" sorgte er in jedem der dreizehn Marx-Brothers-Filme stets für ein musikalisches wie akrobatisches Intermezzo. Die Pistolenfingertechnik war ein Resultat daraus, dass Chicos Klavierlehrer im Grunde nur einhändig spielte, während er mit der anderen Hand musikalische Effekte weitgehend vortäuschte. So wurde auch Chico zu einem weitgehend einhändigen Pianisten, der mit seiner zweiten Hand beim Musizieren nicht viel anfangen konnte und so damit begann, Späße zu treiben2)
Harpo spielte mit ausdrucksstarker Mimik den Stummen mit der strubbeligen Wollperücke und dem zu großen Mantel. Wie Chico war er ein talentierter Musiker. Er spielte Harfe, macht sich mit einer Autohupe verständlich, die er aus der Tiefe seiner Hosentasche zog. Er war exzentrisch in seiner Zerstörungswut: Er stopfte alles in sich hinein, auch den Inhalt von Tintenfässern, schnitt mit einer Schere Krawatten, Frackschöße und Röcke ab. Keiner konnte wie er ein Klavier oder einen Flügel während des Spieles auseinandernehmen und am Ende die Saiten als Harfe benutzen. Dabei war sein Spiel völlig losgelöst von der Handlung. Sein Auftritt glich einer Kabarett- oder Zirkusnummer: Er setzte sich hin und spielte los, meist ein klassisches Stück. Am Ende gähnte er, als sei er höchst gelangweilt.
Zeppo
hatte die undankbarste Rolle. Als jüngster Bruder kam er zu der Truppe, als sie schon stand, und das auch nur, weil der Fünfte im Bunde, Gummo (rechts, in späteren Jahren), schon früh ausstieg. Zeppos Figur war am wenigsten ausgeprägt, er verkörperte meist den "normalen" eleganten Typus. Er versucht sich fünf Filme lang als ungeschickter romantischer Held. Doch dann zog er sich 1933 aus dem Showgeschäft zurück und arbeitete u.a. als Theateragent. Zeppo war in den ersten fünf Marx-Brothers-Filmen der "straight man" der Truppe, auf dessen Kosten die Witze gemacht wurden, oder der romantische Liebhaber, bevor er seine Schauspielkarriere aufgab. Sein Filmcharakter war so farblos, dass er nicht gegen die Figuren seiner Brüder Groucho, Harpo oder Chico bestehen konnte und "ihn das Publikum stets mit den Statisten verwechselte" (Georg Seeßlen: Klassiker der Filmkomik, S. 64). Seine Rolle wurde daher in späteren Filmen oft von anderen Schauspielern übernommen.2)

In den Jahren 1924 bis 1928 feierten die Brüder am Broadway sensationelle Erfolge mit den Musicals "I'll Say, She Is" (1924), "The Cocoanuts" (1925) und "Animal Crackers" (1928). Mit der Verfilmung der beiden letzten, überaus erfolgreichen Stücke durch die "Paramount" begann die Kinokarriere des Teams. Sie waren von nun an die Anarchisten der Filmkomödie. "Paramount" produzierte auch die nächsten Marx-Brothers-Filme.
Als blinde Passagiere begegnete man den Marx Brothers 1931 in "Monkey Business – Die Marx Brothers auf See"3) auf einem Ozean-Liner. In dem ebenso geistreichen wie köstlich augenzwinkernden Spiel mit grotesken Situationen strapazieren die Marx Brothers die Lachmuskeln ihrer Zuschauer. Prisma.de notiert: "Monkey Business" ist nicht nur der erste Film, den die Marx Brothers in Hollywood und in Zusammenarbeit mit "Paramount Pictures" drehten, sondern auch ihr erstes Projekt, das nicht auf einem ihrer Theaterstücke basiert, sondern von Anfang an als Kinofilm geplant war. Schon in diesem frühen Werk sind alle Eigenschaften eines typischen Marx-Brothers-Films vorhanden. Die Anarchie, die die genialen Vier verbreiten, wo immer sie auftreten, ist ebenso Teil des Films wie die musikalischen Einlagen Chicos auf dem Klavier und Harpos auf der Harfe. Die Handlung ist mehr oder weniger Vehikel für die grimmigen Gags der Marx Brothers, für die surreal-stummen Späße von Harpo wie für den Wortwitz Grouchos. Trotzdem liegt auch ein wenig Ernst in der Handlung mit ihrer Immigrantenthematik, in der die reale Biografie der Marx Brothers durchscheint. Zu Beginn des Films sind sie die absoluten Außenseiter. Mit ihrem Humor und verrückten Tricks schaffen sie es aber, bis in die oberen Gesellschaftskreise aufzusteigen – eine Geschichte, die den American Dream bestätigt und zugleich ad absurdum führt."
"Die Marx Brothers auf der Universität"1) (1932, Horse Feathers), im deutschsprachigen Raum auch veröffentlicht unter "Blühender Blödsinn", hieß die von Norman McLeod inszenierte, hinreißende Parodie auf den amerikanischen College-Betrieb. Rektor Groucho legt besonderen Wert auf eine gut funktionierende Football-Mannschaft. Was mit Spieltalent nicht zu schaffen ist, machen die Fouls. Filme wie "Die Marx Brothers im Krieg"3) (1933, Duck Soap), "Die Marx Brothers in der Oper"3) (1935, At the Opera) oder "Die Marx Brothers auf der Rennbahn"3) (1937, A Day At The Races), – die beiden letztgenannten wurden vom legendären Irving Thalberg produziert –, fanden damals ein begeistertes Publikum. Bis 1949 drehten die "Brothers" insgesamt dreizehn gemeinsame Filme, zu nennen sind die Streifen "Die Marx Brothers im Zirkus"3) (1939, At the Circus), die Westernparodie "Die Marx Brothers: Go West"3) (1940, Go West), "Die Marx Brothers im Kaufhaus"3) (1941, The Big Store) und die letzte gemeinsame Arbeit, die Slapstick-Komödie "Die Marx Brothers im Theater"3) (1949, Love Happy) mit der noch unbekannten Marilyn Monroe in einer Nebenrolle.

In den 1930er Jahren verdienten die Marx Brothers unter anderem auch mit ihren Radio Shows vergleichsweise mehr als z.B. Greta Garbo zu selben Zeit beim Film. Dann zogen sich die Brüder ins Privatleben zurück, bis auf Groucho, der vom Showbusiness nicht lassen konnte; er hatte eigene Fernsehshows und trat in diversen Filmen als Gast auf. Groucho Marx darf ohne Zweifel auch als einer der ersten und stilprägendsten TV-Talkmaster bezeichnet werden. Seine Show "You bet your life" lief über ein Jahrzehnt im amerikanischen Fernsehen.
Wiederentdeckt wurden die "Marx Brothers"- Filme während der 1968er Studentenbewegung aufgrund ihres aggressiv anarchischen Humors, der sich gegen jegliche Autorität richtet und erreichten umgehend Kultstatus.
 

Link: 1) Wikipedia, 3) prisma.de
2) Quelle: Wikipedia

Textbausteine von www.herrenzimmer.de
Englischsprachige Website: www.marx-brothers.org
Siehe auch Wikipedia

Harpo Marx: Zu seinem 100. Geburtstag
aus HARPA Nr. 12 (4/1993)
 
Welcher Filmliebhaber kennt sie nicht, die merkwürdige und immer wieder überraschende Wendung der Dinge in den Marx-Brothers-Filmen: Eben noch gesteigerte, sich überschlagende Aktivität – ein Wortduell von Groucho und Chico beispielsweise, oder Harpo, laut hupend eine Blondine durch die Szene jagend – , da taucht völlig unmotiviert oder zumindest sehr "an den Haaren herbeigezogen" eine Harfe auf. Jedes Mal hält man den Atem an, aber der ganze anarchische Klamauk hat ihr nichts an, ihr nicht, und dem Spieler Harpo nicht, der nun die Blondinen, Karotten und glücklicherweise auch seine Messersammlung vergisst, sich an die Harfe setzt, noch einmal mit den Augen rollt und spielt.

Er spielt und taucht den Zuschauer in eine Welle von Akkorden und Glissandi ein und löst darin vorübergehend jeglichen Bezug zu Raum und Zeit auf. Sein Harfenspiel entspricht auf einer anderen Ebene seinen skurrilen Einfällen in den Szenen, die andauernd die Filmhandlung zunichte machen. Aber was spielt er eigentlich? Da sitzt man als Musiker und meint immer wieder, Bekanntes zu greifen – schon hat es sich in ungeahnten Arpeggien aufgelöst. Es klingt so, als ob da jemand seine Klassiker und Impressionisten zwar kennen würde, aber lieber sehr entspannt seiner Harfe freien Lauf ließe. An der Harfe sei er am meisten er selbst, hat Harpo geäußert, das Andere, mit der Perücke und den Attributen, sei eher eine Rolle.
Adolph Marx alias Harpo wurde im November 1893 in New York als dritter Sohn einer armen jüdischen Einwandererfamilie geboren. Diese Familie ist eine Geschichte für sich: Mütterlicherseits stammte sie aus Norddeutschland; Harpos Großvater war Bauchredner, die Großmutter spielte die kleine Harfe der Straßenmusikanten.

Die väterliche Linie kam aus dem Elsass. Mutter Minnie, ein PR- und Managergenie, brachte ihren Bruder Al und nach dessen Erfolg ihre Söhne auf die Bühne des damals florierenden Vaudeville-Theaters und von dort aus ins Filmgeschäft. Dabei fiel dem eher schüchternen, aber mimisch begabten Jungen die Rolle des Stummen zu, womit er ein Stück Stummfilmerbe in den Sprachfilm herüberrettete. Die Rolle des Harfenisten hatte ihm die Mutter im Laufe der Tourneen zugedacht, um den Auftritten zu mehr Niveau zu verhelfen.
Harpo:"The act needed more class, badly." Als Mime wie als Harfenist war Harpo Autodidakt.

Über den Menschen, Komiker und Harfenisten gibt Harpos Autobiographie "Harpo speaks!" (auf deutsch "Harpo spricht!", Neuauflage 1992 in der Sammlung Luchterhand) einigen Aufschluss, vor allem über seine Perspektive der Welt: Das Leben stellt sich dem Komikbegabten hauptsächlich als eine Serie von witzigen Situationen und merkwürdigen Charakteren dar. Dazu gehören auch die Harfenanekdoten, die man als solche genießen muss!

Zum Beispiel die Geschichte mit dem Engel: Erst ein Plakat bei Woolworth mit dem klassisch-kitschigen Motiv: Engel mit Harfe auf Wolke, brachte Harpo darauf, auf welche Schulter das Instrument eigentlich gehört – nach etlichen Auftritten, versteht sich. Oder die vom ersten "klassischen" Unterricht: Der Harfenprofi ließ sich die Stunde bezahlen, die damit verging, dass Harpo das ganze Repertoire seiner selbstgebastelten Technik vorführte. Da war die zufällige Begegnung mit Mildred Dilling in einem Harfengeschäft entschieden fruchtbarer: Sie ließ ihn bei seiner Technik und vermittelte ihm dennoch eine gewisse klassische Basis; außerdem wurde sie die rettende Instanz in sämtlichen harfenistischen Notlagen. Den letzten Schliff gab Harpo aber sein musikstudierter Sohn Bill, der Harpos geniale Tricks um einen systematischen Ansatz erweiterte. Von ihm stammt auch die skurrilste aller Anekdoten: Für die Plattenaufnahmen, die er von seinem Vater machte, musste Bill sich vor der Harfe auf den Rücken legen und den Taktstock schwingen, um dem Vater ein Mindestmass an rhythmischer Struktur abzugewinnen. Nach seiner Beschreibung besaß Harpo eine geniale harmonische Begabung, gepaart mit dem völligen Fehlen der Empfindung für Rhythmus und Metrik…

Nein, mit klassischen oder allzu schulmeisterlichen Maßstäben kommt man dem Phänomen Harpo nicht auf die Spur – er wirkt in seinem Bereich, dem Film, in dem er uns auch nach seinem Tod 1964 erhalten geblieben ist. Und mit ihm die beste Waffe im Kampf gegen das Harfenklischee: Wann auch immer die Platitüde über blonde Engel an der Harfe auftaucht, stelle ich die Frage: Kennen Sie Harpo Marx?

  

Gemeinsame Filme der Marx Brothers
Filmografie Chico Marx, Harpo Marx, Groucho Marx, Gummo Marx, Zeppo Marx
bei der Internet Movie Database
(Link: Wikipedia, in Klammern: prisma.de)
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